Vögel sind eine Tiergruppe, welche im Laufe ihrer Evolution die extremsten Lebensbereiche auf der Erde erobert haben. Man denke nur an die Kaiserpinguine, die unter den lebensfeindlichsten Bedingungen in der Antarktis ihrem Brutgeschäft nachgehen oder an die Streifengänse die, während ihres Heimzuges in ihre Brutgebiete den Himalaya überqueren und dabei auch bereits beim Überfliegen des Mount Everest beobachtet wurden.
Man braucht aber gar nicht so weit zu schauen, auch unsere heimischen Zugvögel erbringen während der Brutzeit, vor allem aber bei ihren jährlichen Wegzug im Herbst und dem Heimzug im Frühling erstaunliche Leistungen.
Werner Sturm
Geboren 1958 in Waiern/Feldkirchen, seit 1991 in der Gemeinde Keutschach am See ansässig. Verheiratet, drei Kinder (Martin, Ines, Bernhard).
Als Betriebsprüfer beim Zollamt Klagenfurt Villach tätig. Freizeitbeschäftigung vor allen Naturschutzthemen mit Schwerpunkt Vogelschutz und Vogelkunde. Mitglied bei BirdLife Kärnten und in der Kärntner Bergwacht.
Unsere Mehl- und Rauchschwalben überqueren so jedes Jahr zweimal die Sahara, um zu ihren Überwinterungsgebieten im südlichen Afrika und wieder zurück in ihre kunstvollen Nester in unseren Dörfern und Städten zu gelangen.
Das Gleiche gilt für die Zwergohreule, welche in der Kärntner Gemeinde Köttmannsdorf wohl ihr größtes Brutvorkommen in Österreich hat und erfreulicherweise in den letzten Jahren ihr Brutgebiet auch auf die umliegenden Nachbargemeinden – darunter auch auf Keutschach – ausdehnen konnte.
Wir hätten also allen Grund unseren Vögeln Respekt und Gesang zu freuen und sie in jeder Hinsicht zu fördern und zu schützen, schon allein um unseren Kindern dieses kostbare Naturerbe in all seiner Vielfalt weiter geben zu können.
Die Wirklichkeit schaut aber leider etwas anders aus. Unser Landschaftsverbrauch in Europa hat in den letzten Jahren in ungeahnten und Besorgnis erregendem Ausmaß zugenommen. Unsere Städte und Dörfer fressen gewissermaßen langsam ihr Umland auf. Ehemals freie Landschaften werden zugebaut und versiegelt.
Viele Wiesen und Felder, welche noch nicht in Bauland umgewidmet sind, werden in öde und durch Chemieeinsatz lebensfeindlich gewordene Agrarsteppen umgewandelt. Naturverträgliche Landwirtschaft, wie sie in Europa jahrhundertlang praktiziert wurde, verkommt unter dem Wachstumsdiktat unserer Wirtschaft zum Nischenprogramm.
Dieser Wandel vollzieht sich aber nicht nur irgendwo in den anderen europäischen Ländern sondern auch unmittelbar vor unserer Haustür. Ein anschauliches Beispiel ist das jährliche Maisfeldmeer, das nur durch massiven Chemieeinsatz aufrecht zu erhalten ist und in das zum Beispiel das Klagenfurter Becken flächendeckend versinkt.
Diese Maisäcker können als Monokulturen abgesehen von einigen seltenen Attacken der Krähenvögel auf Jungpflanzen oder den reifen Körnern – was bezeichnenderweise sofort die Forderung nach ihrem Abschuss hervorruft und der in der Regel auch exekutiert wird – keine Vögel oder andere Wildtiere ernähren.
Durch die Umwandlung von artenreichen Wiesen und Feldern zu Bauland und Agrarsteppen wird vielen unserer Vogelarten die Lebensgrundlage entzogen. Glücklich können sich nur jene schätzen, die sich weitgehend an den Menschen angepasst haben und von ihm sogar profitieren können oder deren bevorzugter Lebensraum der Wald ist, welcher bei uns in großem Maß vorhanden ist.
Für manche unsere Vogelarten der offenen Landschaft, wie zum Beispiel dem Kiebitz, dem Rebhuhn oder der Feldlerche, ist bei der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraumes aber das Ärgste zu befürchten. Sie werden in den nächsten Jahren wohl der farbenprächtigen Blauracke und dem Rötelfalken folgen und in Kärnten als Brutvögel aussterben.
Es ist also höchst an der Zeit, dass wir das Steuer herumreißen und unsere Anstrengungen für den Vogelschutz in Kärnten verstärken. Einer dieser notwendigen Impulse für die Kärntner Vogelwelt könnte die Idee des Naturgartens sein, wobei seine Definition in Bezug auf den potentiellen Lebensraum von Vögeln ein großzügiger sein sollte.
Eine wohl etwas romantische Version in dieser Hinsicht wäre, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger das ganze Keutschacher 4-Seental als Naturgarten betrachten und ihr Handeln nach einem naturverträglichen Prinzip ausrichten. Die Vogelwelt unserer Heimatgemeinde könnte davon nur profitieren.
Wie setzt sich nun eigentlich die „Vogelgesellschaft“ im Keutschacher 4-Seental zusammen? Die Vogelpopulation eines Gebietes ist im Normalfall kein Zufallsprodukt, sondern hängt von vielen Faktoren – z.B. Vegetation, geo- und topografische Lage, Klima, Nahrungsangebot, menschliche Einflüsse (Siedlungsbau, Landwirtschaft u.a.) – ab. Demnach bilden sich in einem abgegrenzten Gebiet mehrere verschiedene Lebensbereiche, die von den unterschiedlichsten Vogelarten je nach ihrer Anpassung genutzt werden.
Prägend für das Keutschacher 4-Seental ist in dieser Hinsicht natürlich der Reichtum an stehenden Gewässern (Seen und Teichen) mit meist angrenzenden Moorkomplexen und Fechtwiesen, welcher auch in der Ausweisung als Ramsarschutzgebiet zum Ausdruck kommt. Als rezente Brutvögel der offenen Seebereiche mit den angrenzenden Ufern treten bei den Tauchern der Haubentaucher und auf den eher kleineren Gewässern der versteckt lebende und bei uns als „Duckanten“ bekannte Zwergtaucher in Erscheinung.
Interessant ist, dass der Haubentaucher in Kärnten erst etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts als Brutvogel auf den größeren Seen des Landes auftauchte und um etwa 1970 auch den Keutschacher See erstmals besiedelte. Weitere auf fast allen größeren Gewässern vorkommende Brutvögel sind die Stockente und das Blässhuhn. Vermutliche, aber nicht dokumentierte Brutvögel dürften das Teichhuhn sowie die Wasseralle in den größeren Röhrichtbeständen und der auf Grund seines schimmernden Gefieders auch „fliegender Edelstein“ genannte Eisvogel an den größeren Teichen sein.
Nachdem vor zwei Jahren die nächtlichen Rufe des hochgradig geschützten Wachtelkönigs in den westlich gelegenen Feuchtwiesen des Hafnersees gehört werden konnten, besteht Hoffnung, dass auch diese seltene Vogelart eine Heimstatt im Keutschacher Seental findet. Als typische Brutvögel der Ufer- und Schilfbereiche sind weiters die Rohrammer, der Teichrohrsänger und der Rohrschwirl zu nennen.
Zur Nahrungssuche oder als Rastplatz vor allem zu den Zugzweiten wird das Keutschacher Seengebiet von Sterntaucher, Reiher- und Krickente, Waldwasser- und Flussuferläufer, Sumpfhühnern, Zwergschnepfe, Bekassine, vereinzelten Möwen, Kormoran und Graureiher aufgesucht, die aber allesamt hier nicht brüten.
Anders verhält es sich mit dem Schwarzstorch, den man in den letzten Jahren regelmäßig zur Brutzeit im Gebiet beobachten kann, und von dem auch ein Brutversuch in den Felsabbrüchen der Sattnitz an der Grenze zur Gemeinde Köttmannsdorf bekannt ist. Leider sind die Jungen noch als Nestlinge aus dem Horst verschwunden.
An den Moorrändern mit den angrenzenden Brachflächen finden sich Braun- und Schwarzkehlchen sowie der Sumpfrohrsänger zum Brüten ein, allerdings in den letzten Jahren mit scheinbar abnehmender Tendenz. Ebenfalls diesen Lebensbereich, aber auch deutlich trockenere Standorte der offenen Kulturlandschaft mit Hecken, Feldgehölzen oder Einzelbäumen bevorzugt der laut EU-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützte Neuntöter, der im Keutschacher Gemeindegebiet noch jährlich besetzte Reviere hat und der seinen Namen dem irrigen Aberglauben verdankt, nämlich dass er erst neun Beutetiere töten müsse um eines fressen zu können.
Unter den Greifvögeln sind Mäusebussard und Turmfalke mit Sicherheit, bei den heimlicheren Arten der Wespenbussard, Habicht und Sperber mit einiger Wahrscheinlichkeit als Brutvögel des Gebietes anzusehen. Vermutlich bietet das Keutschacher Seental auch dem Baumfalken als rasanten Libellenjäger eine ausreichende Nahrungsgrundlage um hier zu brüten. Andere Greifvogelarten, wie der Wanderfalke oder die Weihen sind nur am Durchzug zu beobachten.
Die Eulen sind mit dem Wald- und Raufusskauz als Waldbewohner, der Waldohreule als Bewohnerin der eher offenen Flächen mit Gehölzen im Talgrund vertreten. Hinzu kommt erfreulicherweise auch die bereits erwähnte Zwergeule, welche als wärmeliebende Art südexponierte Tal- und Hanglagen in Siedlungsnähe mit Streuobstwiesen bevorzugt.
Als Standvogel und einziger Vertreter der Raufusshühner findet das Haselhuhn an den bewaldeten Talhängen der Sattnitz, des Pyramidenkogels und der Friedlhöhe mit seiner bekannten Hauptverbreitung in Höhenlagen zwischen 700 und 1.600 m sein Auslangen. Keine so großzügigen Lebensräume findet die Wachtel als Bewohnerin von baum- und buschlosen Offenlandschaften im Gemeindegebiet vor.
Die Ringeltaube hat als häufigste Taube im Gemeindegebiet optimale Voraussetzungen zum Brüten in den Handwäldern und zur Nahrungsaufnahme auf den Freiflächen in der offenen Kulturlandschaft. Der ursprünglich asiatischen Türcktauben, die erst etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Kärnten eingewandert ist, scheinen die Siedlungen in der Gemeinde weniger zu behagen. Sie ist in Keutschach selten anzutreffen.
Die Familie der Spechte ist dafür mit dem Schwarz- und Buntspecht als Brutvögel vor allem in den Wäldern, dem Grün- und dem seltenen Kleinspecht als Bewohner der offenen Kulturlandschaft mit Altholzbeständen oder Obstgärten, dem Grauspecht in den Erlenbeständen der Feuchtgebiete gut vertreten. Auch der wärmeliebende Wendehals, der als einzige europäische Spechtart keine eigene Bruthöhle zimmert, tritt als rarer Brutvogel bevorzugt in Streuobstgärten auf. Ob der spektakuläre Wiedehopf, der den gleichen Lebensraum mit angrenzenden kurzrasigen Weiden benötigt, im Gemeindegebiet brütet ist nicht bekannt. Er wurde in den letzten Jahren einige Male auch zur Brutzeit beobachtet.
Sicherer Brutvogel ist ein weiterer farbenprächtiger Vertreter aus dem Vogelreich, nämlich der Pirol, der sich gerne in Wassernähe auf hohen Bäumen aufhält und dort sein kunstvolles Nest in Astgabeln anlegt. Er zählt wie auch die Krähenvögel auf Grund gemeinsamer körperlicher Merkmale und ähnlicher Lebensweisen zu den Singvögel, die mit ungefähr 4.500 Arten etwa die Hälfte der bekannten Vogelarten ausmachen.
Die Krähenvögel sind mit der Aaskrähe in Form der Nebelkrähe, Elster, Eichelhäher und dem größten Singvogel, dem Kolkraben, als Brutvögel vertreten. Die Brutkolonie der Dohlen in der Keutschacher Kirche dürfte in den letzten Jahren erloschen sein.
Eine weit verbreitete Familie der Singvögel bilden die Meisen, wobei die Tannen- und Haubenmeisen ausgesprochene Bewohner der Nadelwälder sind, die Kohl-, Blau- und Sumpfmeise auch offenere Landstriche wie Gärten und Parks bevölkern. Die Schwanzmeise, die nicht zu den eigentlichen Meisen zählt sondern eine eigene Familie bildet, legt ihr Kugelnest gern auf Bäumen im Moor oder in der Nähe der Seen an. Die Beutelmeise dürfte im Keutschacher Seengebiet nur Durchzügler sein, obwohl geeignete Brutplätze durchaus vorhanden sind und in letzter Zeit auch ein vager Brutverdacht bestand. Aus der artenreichen Familie der Grasmücken sind die Mönchs- und Gartengrasmücke, der bereits erwähnte Teichohrsänger, der Sumpfrohrsänger, der Zilpzalp, die Zwillingsarten Sommer- und Wintergoldhähnchen als häufige bis seltene Brutvögel zu nennen. Die Häufigkeit ist vom jeweiligen Anspruch der Art an den Lebensraum und dessen Verfügbarkeit abhängig. Der Status des Waldlaubsängers ist dagegen ungewiss.
Die wegen ihrer Sangeskunst bei Vogelfreunden besonders beliebte Familie der Sänger ist mit Schwarz-, Braun- und Rotkelchen, Haus- und Gartenrotschwanz sowie Grauschnäpper im Keutacher Seengebiet als Brüter recht zahlreich vertreten. Die Königin der Sänger – nämlich die Nachtigall – ist wie der Steinschmätzer und der Trauerschnäpper nur kurz während des Zuges zu beobachten oder besser gesagt zu hören. Die mit den Sängern nahe verwandten Drosseln sind im Gemeindegebiet in Form der allgemein bekannten Amsel und Singdrossel recht häufig, die Wacholderdrossel hatte in den letzten Jahren kleinere Brutkolonien in der Nähe der beiden Gemeindebäder. Eher selten tritt die Misteldrossel im Übergangsbereich zwischen Wiesen und Wald auf.
Recht günstige Lebensbedingungen mit den vielen alten Obstgärten und dem entsprechend reichen Angebot an Bruthöhlen finden der Kleiber und der Star vor, wobei man letzteren oft in größeren Scharen in den angrenzenden Weiden und Wiesen bei der Nahrungssuche beobachten kann. Auch den beiden unauffälligen Zwillingsarten Garten- und Waldbaumläufer, die zwar schwer zu sehen aber öfters zu hören sind, werden die notwendigen Lebensraumrequisiten einerseits in Form älterer Bäume in offener Landschaft und andererseits geschlossener Nadel- und Mischwälder in der Keutschacher Gemeinde geboten.
Auch der Zaumkönig, der fälschlicherweise oft als unser kleinster Vogel angesehen wird, findet man in Wäldern, wobei er sich bevorzugt in Gewässernähe aufhält. Er ist vor allem gemessen an seinen geringen Körpermaßen ein großartiger Sänger, noch kleiner an Körpermaßen sind aber die beiden Goldhähnchenarten. Kaum einen Lebensraum findet die Wasseramsel – sie benötigt schnellfließende Bäche – im Keutschacher Seegebiet vor. Dennoch kann man sie manchmal beim Seeabfluss am Reifnitzbach beobachten.
Unter den körnerfressenden Singvögel bilden die Finken die artenstärkste Familie, wobei der Buchfink überhaupt der häufigste Brutvogel in Kärnten ist. Grünling, Stieglitz, Gimpel und Kernbeißer sind weitere regelmäßige brütende Arten in der Gemeinde. Auch der nomadische Fichtenkreuzschnabel brütet sporadisch in den Fichtenwäldern, den Erlenzeisig kann man eher in den Wintermonaten in Schwärmen in den Erlenbruchwäldern in Gewässernähe beobachten.
Der nordische Bergfink kommt als Wintergast zu den Futterhäuschen. Unter den Ammern sind die Rohrammer im Schilf- und Weidendickicht und die häufigere Goldammer im offenen Gelände mit Bäumen und Büschen oder an Waldrändern als Brutvögel vertreten.
Die gemeinhin als „Spatzen“ bekannten Haus- und Feldsperlinge ergänzen als Brutvögel in den Siedlungen die Vogelwelt im Keutschacher Gemeindegebiet.
Am 15. April 2011 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Keutschach am See, Tiere
[…] Beitrag des Buchpartners siehe : Vögel im Keutschacher 4 Seental, von Werner Sturm […]
[…] mit einer Gemeinde verdanke ich Keutschach am See und damals schrieb Werner den Beitrag für diese […]