Schutz – Erholung – Erziehung

Naturgarten – ich war in der Romania

Möchtest in die Romania (Rimini, Ravena…) mitfahren? Ich muss noch das Dach meines gepachteten Hauses vor dem Winter reparieren, sagte Alexander zu mir.

Ein-Tor-öffent-sich-für-die-LandschaftSofort sagte ich JA. Aus dem Arbeitsurlaub wurde ein kurzes Abenteuer. Ähnlich wie es WOLFGANG SCHMIDBAUER in seinen Buch „Ein Haus in der Toscana“ beschrieb, welches ich im Haus meines Freudes fand. Ähnlich sage ich deshalb, weil ich meinen Urlaub von 3 Tagen nicht mit von Herrn Schmidbauers mehr als 20 Jahren vergleichen kann.

1989 als dieses Buch erschien wurde von Krise und Wirtschaftsmiseren, wie es heute leider ist, nicht gesprochen. Was das Buch so spannend macht ist der ständige Vergleich zweier Welten. Auf der einen Seite das einfache Leben, welches der Autor sehr schätzt und durch zahlreiche Geschichten kundtat.
Auf der anderen Seite sein Brotberuf „Psychiater“ und von zuhören anderer Geschichten lebt.

Diese zwei Welten wurden von ihm wunderbar beschrieben – Naturgarten lässt Grüßen

Wolfgang Schmidbauer „Ein Haus in der Toscana“ Auszüge aus dem Vorwort

Wenn er etwas Ungewöhnliches erlebt, denkt wahrscheinlich jeder Schriftsteller daran, es aufzuschreiben. Aber der Weg von einem solchen Plan zu einem Buch ist weit und verwickelt. Als ich 1966 für ein paar tausend Mark ein verlassenes Bauernhaus in der Toscana kaufte und dort lebte schien mit das mitteilenswert. Nach einigen Jahren war ein Manuskript fertig, das ich meinem damaligen Verleger Berthold Spangenberger zeigte. „Zu persönlich“ sagte dieser…

…Mein zweiter Traumberuf war, die Geschichten zu deuten, die mir Menschen erzählten, die sich in ihrem Leben verirrt hatten wie die Kinder im Wald. Ausbildung und die Arbeit mit Patienten banden mich an die Großstadt. Aber ich kann nicht behaupten, daß die Trauer über den Verlust der toskanischen Idylle jemals abgeschlossen wurde. Die Felder verwilderten. Jedes Jahr kam ich mehrere Mal in das Haus. Es war ein Teil meines Lebens geworden und manchmal eine Last, wenn Nachrichten kamen, daß Einbrecher die Tür eingeschlagen hätten oder…

…Die Natur ist für uns etwas geworden, was wir im guten Fall beobachten und schützen, im (häufigeren) schlechten ausbeuten und zerstören, dem wir uns aber immer gegenüberstellen. Wie wir uns waschen, frisieren, rasieren, desodorieren, wie wir kochen und essen, dieser Filz zivilisatorischer Gewohnheiten trennt uns von den Pflanzen und Tieren. Wer diesen scheinbaren Schutz verliert, diese Macht durch Abstand, der fühlt sich zunächst verarmt und bedroht…

…Ähnlich das offene Feuer. Viele Märchen leben mit seiner Glut und machen in einer von Kälte und Hunger befreiten Welt nur leere Worte…

…Gegenüber den falschen Paradiesen der Güterproduktion scheint mir meine Privatwildnis, dornenbewehrt und privilegiert, wie sie ist, auch ein persönliches Paradies: zwei Hektar Abhang, Land, das niemand nutzt, aus dem niemand etwas macht, die keiner bebaut und bewohnt als jene, die ein älteres Lebensrecht auf diesem Planeten haben als wir. Ich bin darin gelegentlich zu Gast wie der Besucher in einem Museum, zahle Eintritt in Form von Kratzern durch die stachelbewehrten Ranken und Zweige, die widerwillig den Weg freigeben zu den Lichtungen.

Nach den Tagebuchnotizen begann ich, kurze Geschichten über Menschen zu schreiben, die wie ich und doch ganz anders als ich in einen Strom von Veränderungen geraten sind, der wie eine umgekehrte Sinnflut die Menschen von den Bergen in die Täler spülte, die alten Häuser und Felder entvölkerte, die überkommenen lebensformen sinnlos erscheinden ließ, ohne doch glaubwürdige neue anzubieten.

Als ich die über einen längeren Zeitraum hin entstandenen Texte für dieses Buch überarbeitete und ordnete, entschloß ich mich, diese Begegnungen mit meinen Nachbarn vor das Tagesbuch zu setzen, weil in ihnen eine Zeit geschildert wird, die vor der Privatwildnis liegt, die Jahre zwischen 1966 und 1976, in denen die letzten Bauern ihre poderie verließen.

München im Oktober 1989 W.S.

1 Kommentar zu “Naturgarten – ich war in der Romania”

  1. […] in den Hügel von Rimini hatte er mit seiner geliebten Frau Sieglinde und Freund Detlef ein Haus gemietet. Und ich darf es sagen, Alexander hatte den “wildesten” Naturgarten den ich […]

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