Der Mensch hat zwei Herzkammern:
in der einen sein Ich, in der anderen das Fremde
Jean Paul (Flegeljahre)
Bewusst verwende ich diese Überschrift um auf zweierlei Aufmerksam zu machen. Jeder kennt den Begriff „Hexe“, und er wird in unserem Sprachgebrauch auch sehr oft angewendet. Wir assoziieren mit dem Begriff „Hexe“ einerseits die gute Hexe, und anderseits die böse Hexe. Aber was ist gut und was ist böse?
Elisabeth Mehrl
Durch meine Liebe zu den Pferden habe ich Albert kennen und schätzen gelernt, der mich sehr oft durch seine überschäumenden Ideen immer wieder aufs Neue inspiriert.
Adresse: e.mehr@aon.at
Im Grunde genommen ist es ein rein subjektives Empfinden von jedem einzelnen, aber durch die Regeln, Normen und Werte der jeweiligen Gesellschaft gibt es eine klare Vorstellung von gut und böse, oder von moralisch und unmoralisch. Diese Vorstellungen werden uns im Laufe unserer Entwicklungen „Stück für Stück“ eingepflanzt, ob wir es wollen oder nicht, es passiert einfach.
Fremd wie das eigene Unterbewusstsein sind die
anderen Kulturen und das andere Geschlecht.
Mario Erdheim
Natürlich, es ist ein Teil der Kultur, in die wir hineingeboren wurden, aber ich empfinde es als das Fremde in der zweiten Herzkammer, welches unser Leben manchmal sehr beschwerlich macht. Haben sich nicht schon viele von uns gewünscht, ein Harry Potter zu sein? Entfliehen zu können, in eine phantastische Welt voller Magie und Hexerei.
Die Kunst der Hexerei beherrschen zu können, aber macht es nicht jeder von uns in irgendeiner Form? Jeder von uns glaubt an bestimmte Rituale die einem Glück bringen, oder bildet sich ein, mit einem bestimmten Kugelschreiber schreibt man immer gute Klausuren. Man versteht es vielleicht leichter wenn man mit der Frage beginnt „Wünsch Dir was“, und in diesem Zusammenhang vor allem Wünsche an das Universum. Kurz gesagt die Geschichte von Goethes Zauberlehrling ist aktueller denn je.
Aber was hat das alles nun mit einem Naturgarten zu tun? Ich kenne Albert´s Bemühungen „was ist ein Naturgarten“ nun schon über einen längeren Zeitraum. Während ich eine Hausarbeit zum Thema „Hexerei global gesehen“ schrieb, wurde mir klar, dass eigentlich die ganze Welt ein Hexenplatz ist, und dazu gehört natürlich auch der Naturgarten. Der Naturgarten ist ein idealer Tummelplatz für Hexen und Magier, schon aufgrund der Vielfalt von Pflanzen und Kräutern die dort zu finden sind, und außerdem gibt er noch Schutz vor neugierigen, unwillkommenen Augenpaaren.
Kräuter sind ein Bestandteil von sehr vielen Ritualen, aber man darf Rituale nicht gleich mit „böse“ assoziieren, sondern es gibt auch sehr viele nützliche Heilrituale, und um diese Rituale durchführen zu können, brauchen die Hexen und Magier einen geeigneten Platz, den Naturgarten. Ich googelte und fand 1000e Einträge. Der Eintrag von Thomas Grasberger hat mir besonders gut gefallen.
Er beschreibt in kurzen Worten das magische Weltbild, wie es in den Köpfen der mittelalterlichen Bevölkerung, in der Zeit der grausamen Hexenverfolgungen, existierte. Dieses magische Weltbild ist aber keinesfalls Vergangenheit, sondern es existiert nach wie vor in den Köpfen vieler Menschen und gehört auch zu deren kulturellen Identität.
Der Glaube an Hexen und Magie ist aktueller denn je – Anhand einer alten Geschichte:
Die Pachlerzottl war eine Hex`. Da gab es keinen Zweifel. Schließlich hatte sie es selbst gestanden, bei der „peinlichen Befragung“ vor Gericht. Also lag es auf der Hand: Die Bäuerin aus Windlahn hatte sich mit dem Teufel verbündet, um Unwetter herauf zu beschwören und großen Schaden anzurichten. Geschehen ist der ganze Zauber um das Jahr 1540, oberhalb des Südtiroler Sarntals, hinter dem Auener Joch bei den Stoaneren Manndln.
Dort oben soll sich die „Pachlerzottl“ mit dem Hexenmeister Heinz aus Meran zu wilden Tänzen und Zaubereien getroffen haben. Und noch Schlimmeres: Kinder sollen verschwunden und geopfert worden sein. Sagt man. Und so steht’s auch in den Gerichtsakten jener Zeit.
In diesem Beitrag möchte ich nicht auf die Hexenverfolgungen eingehen, sondern richte meine Aufmerksamkeit vorerst auf die in Mode gekommenene Kräuterhexe und Ihren Arbeitsplatz den Kräutergarten und natürlich auch die freie Natur mit ihrer Vielfalt an Wildkräutern, die uns Laien zum Großenteil noch unbekannt sind. Gerne sage ich zu diesen Hexenplätzen auch noch „der Ort des Schaffens„, denn auch der Mond und die Sterne haben auf diese Arbeitsplätze eine große Wirkung.
„Zurück zur Natur“ sind die Schlagwörter unserer Zeit geworden. Kräuter stehen hoch im Kurs, und Alternativmedizin ist aktueller denn je. Die Kräuterhexe hat wieder Einzug in unseren Sprachgebrauch gefunden, aber der Begriff hat einen Wandel durchlebt: Das Wort „Kräuterhexe“ ist nicht mehr negativ besetzt, wie es noch vor Jahrhunderten war, sondern im Gegenteil, dieses Wort ist nun sehr positiv besetzt. Ich assoziiere mit dem Begriff „Kräuterhexe“ ein fundiertes botanisches Wissen, Gesundheit und die Natur.
Naturgärten bilden die Grundlage für dieses Wissen, welches sich über Jahrhunderte erhalten hat, und immer weiter gegeben wird. Durch die so genannte „Kräuterhexe“, aber auch durch die Alternativmedizin rückt der Naturgarten immer mehr in den Mittelpunkt unseres Interesses, aber was ist eigentliche eine Hexe?
Das Wort „Hexe“ geht auf das althochdeutsche „Hagazussa“ zurück, das eine kleine Gottheit (Zussa) bezeichent, die in einem Hain (Hag) lebt. Erst durch die christliche Lesart wurde aus dem „Waldgeist“ ein Unheil bringender Dämon. Vor ihrer Zusammenfassung im Mittelalter kannte man übringes viele Arten von Hexen: die La-mien, die des für den Kinderraub und Tierverwandlungen verantwortlich waren. Die Stringen, die des Vampirismus beschuldigt wurden, die Herbarien, das sind weise Kräuterfrauen, die Venenaten (Giftmischerinnen) und die Tempestarien, welche durch ihren Zauber das Wetter zu beeinflussen verstanden. Dem heiligen Augustinus und seiner Theorie vom Dämonenpakt ist es zu verdanken, dass jede Form „abergläubischer Aktivität“ als Verständigungs des Menschen mit dem Teufel angesehen wurde, eine Ansicht, die Thomas von Aquin in seiner wegweisenden Schrift „Summa Theologiae“ noch erweiterte. Gemeinsam wurden diese beiden Vordenker später zu unfreiwilligen Kronzeugen der zwischen 1430 und 1540 einsetzenden systematischen Hexenverfolgungen. Obwohl der Höhepunkt der Hexenprozesse nach 1630 langsam verebbte, fanden die letzten Hexenprozesse doch erst gegen Ende des 18. Jahrhundert statt. Zum ursprünglichen Hexenkult gehörten wohl der magische Flug (unter Einsatz bestimmter Drogen) und die Anrufung bestimmter Hilfsgeister, welche auch von Schamanismus her bekannt sind. Die Verbindung der Hexen zu antiken Göttinnen ist wohl daran schuld, dass vor allem Frauen für die überlebenden Elemente des vorchristlichen Glaubens in Europa zur Verantwortung gezogen wurden. Ausgehend von England finden seit der Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr Frauen zurück zum Hexenglauben, welcher heute stark naturreligiöse Züge trägt und nur selten mit dem Teufel verbunden wird.
(Entnommen aus der Zeitschrift ZUKUNFTSblick Nr. 7 Juli 2010, Seite 151)
Naturgarten ein Hexenplatz? Jene Plätze welche uns vertraut sind, sind unsere Heimatplätze… alles andere wird als Fremd etc. bezeichnet/empfunden.
Jedoch unsere Sehnsucht nach Erneuerungen für uns oftmals zurück in die Geschichte z.B. der Kelten. Sie führt uns auf eine Spurensuche zum Ursprung, zum Herzen, zu uns Selbst, zu unseren Beziehungen, zur Wildnis vor der Haustür aber auch zu einer Vertrautheit, welche Wirklichkeiten erschaffen.
Am 19. Juli 2010 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Geschichte, Kräuter, Spiritualität
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