„Es liegt seinem Wesen nach in der Bestimmung des Menschen, nur in der Gemeinschaft mit Tieren und Pflanzen, Wind und Wasser, Himmel und Erde wahrhaft Mensch sein zu können.“ „Arbeitsbuch Naturgarten“, K.M. Meyer-Abich in Niermeyer-Lüllwitz
Jeder meiner Gartenpläne beginnt zunächst mit einem Gespräch. Die Vorstellung, Wünsche und Träume des Auftraggebers schaffen den Rahmen für die Planung. Die Ortsbegehung gibt außerdem Aufschluss über schon Vorhandenes wie Bewuchs, geografische Lage, Hang, Berg, Senke, Himmels- und Windrichtung, Bodenbeschaffenheit. Gibt es einen Bach oder Sumpf oder, nicht zuletzt, wie ist der Blick zum Nachbargrundstück, wie können Übergänge oder Verbindungen geschaffen werden.
Unter Einsatz der Mittel von Feng Shui werden am Planungstisch günstige oder ungünstige Bereiche erhoben und Wasseradern aufgespürt. Diese Informationen sind entscheidend für die Standortwahl von Bäumen und Sträuchern sowie der verschiedenen Funktionsbereiche wie Wasserplatz, Kompost, Krautland oder Sitzplätze. Ziel ist die größtmögliche Harmonie von Mensch und Umgebung um einen Garten zu gestalten, der zur „Nahrung des Herzens“ gemacht ist.
Reginka Eva, DI
Geb.1958. Lehre als Landschaftsgärtnerin, Studium der Landespflege. Seit 1987 selbstständig im Garten- und Landschaftsbau und als Planungsbüro. 2003/2004 Ausbildung zur Feng Shui Beraterin im Feng Shui-Center Baden-Brugg Schweiz. Gastdozentin für den Bereich Pflanzenverwendung
Kontakt: Vohlenstraße 5, 72351 Geislingeen, Deutschland. Tel. 0049/7433/23285, www.reginka.de
Ein Naturgarten weckt das Interesse für die heimische Tier- und Pflanzenwelt, hilft verloren gegangene Beziehungen zu erneuern und einen pfleglichen Umgang mit der Natur zu üben. Naturfreundliche Gärten sind weder Unkrautwildnis noch Naturschutzgebiete, sondern Raum für vielfältige menschliche Aktivitäten. Gärtnerische Gestaltung und Pflege im Einklang mit der Natur bestimmen ihr Bild.
Die Wahl der Materialien, Pflanzen , Accessoires, die Harmonie der verschiedenen Elemente untereinander sind wichtige Bestandteile für eine natürliche, harmonische Gartengestaltung. Zur Verdeutlichung ein paar Beispiele:
Weggestaltung: Ein sanft fließender Fluss bewegt sich in einem natürlichen Bett und nährt so die angrenzende Vegetation, weil er nicht zu schnell fließt und alles fortspült. So ist es auch mit einem Weg. Führt dieser direkt auf dem kürzesten Weg von A nach B, dann ist er nur zum Mittel zum Zweck, die Aufmerksamkeit des Gehenden wird auf das Ziel gelenkt, die Umgebung ist unwichtig, kommt nicht ins Blickfeld. Ein Weg kann auch zu einem Erlebnis gemacht werden, indem er hier etwas breiter wird, sich zu einem Sitzplatz hin öffnet, um eine Pflanzung herumführt, verschiedene Beläge hat. Kurzum, ein Weg mit Eigensinn, aber dennoch niemals das Ziel aus den Augen verlierend.
Vorgarten: Vorgärten können Straßen breiter machen und schöner, können Häuser aus Grün erwachsen lassen. Der Vorgarten heißt einen willkommen – oder er schreckt einen ab. Wichtig ist ein Hausbaum, wie früher allerorts üblich. Er soll das Haus beschützen, umrahmen, beschirmen, aber nicht erdrücken. Hausbäume sind immer Laubbäume. Nadelgehölze ziehen es vor, in Gemeinschaft mit anderen Nadelgehölzen zu leben und das natürlicherweise im Wald.
Material: Bei der Auswahl der Materialien sollte möglichst auf einheimisches Material zurückgegriffen werden, also kein Granit aus China für einen Steingarten auf der schwäbischen Alb, dort ist der Muschelkalk beheimatet. Wichtig ist immer zu schauen, welches Material kommt hier von, nicht zuletzt auch um lange Transportwege zu vermeiden.
Pflanzen: Heutzutage gibt es eine solche Fülle von Pflanzen im Angebot, dass die Auswahl schwer fällt. Grundsätzlich sollte bei der Verwendung auf den Standort, also ob Sonne, Schatten, Halbschatten, und die Bodenansprüche – kalkig, moorig, humos, sandig, steinig, trocken, trockenfrisch, frisch oder frisch-feucht – geachtet werden. Schon allein durch Berücksichtigung dieser Kriterien wird die Auswahl wesentlich eingeschränkt. Bei der Auswahl und Pflanzung der Sträucher und Bäume sind weiters Platzanspruch und (spätere) Höhe der Pflanzen zu beachten. Es ist immer wieder schade, wenn ein Baum gefällt oder Sträucher auf das Schlimmste reduziert werden, nur weil sie nicht mehr genügend Platz haben. Ganz abgesehen davon verlieren die Pflanzen durch radikalen, leider meist auch unsachgemäßen Schnitt ihren natürlichen Habitus. Hecken mit einheimischen Sträuchern und Gehölzen sind immer noch am pflegeleichtesten und beständigsten. Außerdem werden sie von den Säugetieren als Nahrung und Unterschlupf sehr geschätzt. Bei der Auswahl der Stauden und Gehölze sollte auch an die Insekten gedacht werden, die meisten der gefüllten Pflanzenarten sind nämlich steril.
Zur Herzens-Nahrung einige abschließende Erinnerungen:
Es ist Sonntag im Mai. Sonntagswetter, die Sonne strahlt warm und freundlich von einem blitzblankblauen Himmel, vereinzelt schwirren Fönwolken durch die Lüfte. Ich sitze auf meiner Lieblingsbank am Teich. Eigentlich müsste ich ins Büro. Ach was, der Garten ist wieder so schön. Es blüht und duftet, Schattenspiele der Bäume und Sträucher, Vogelgezwitscher, Kirschblüten auf dem Wasser und dem frisch gemähten Rasen, mein Mann durfte nur ein paar Wege in die Wiese mähen, es wäre doch wirklich zu schade um die vielen schönen Blumen und Gräser! Um das Vergissmeinnicht, das letztes Jahr noch nicht da war, um die vielen weißen Tupfen von Gänseblümchen, die blauen Günselkerzen, den lila Schleier von Wiesenschaumkraut (wo kommt der eigentlich her, ist eigentlich auch der falsche Standort), um die gelben Sonnen des Löwenzahn, die zarten hellblauen Blümchen des Ehrenpreis und da sprießen schon die ersten Margeriten! Dort am Teich sind die Bauernpfingstrosen kurz vor dem Austreiben des Hibiscus, der jedes Jahr so aussieht, als ob er den Winter nicht überlebt hätte – es würde halt lieber weiter südwärts stehen -, um sich dann im Hochsommer mit weißen Blütenfaltern über und über zu schmücken. Ja und dann hätten wir das zögerliche Treiben der Glyzine – also wenn sie dieses Jahr nicht blüht, dann fliegt sie … Gedanken wie „warum blüht sie bei uns nicht, wir haben doch alles richtig gemacht, sie blühend gekauft (Sämlinge blühen schlecht oder gar nicht, also nur blühende Pflanzen kaufen), sie hat den richtigen Standort, wird immer schön zurück geschnitten, also warum blüht sie nicht?“ Die Natur ist unergründlich! Warum gedeiht bei mir kein Fingerhut oder Ritterspron und da hinten im Eck die Zwergblutpflaume will auch nicht so recht. Dafür sind überall im Garten verteilt die süßesten Himmelschlüssel, entstanden aus einer winzigen Pflanze aus dem Elsaß – die Genehmigung war erteilt! – die mit ihrem duftigen Gelb den Frühling einleiten. Und woher kommt der Bärlauch, der an immer mehr Stellen im Garten anzutreffen ist, ob ich da wohl mal eingreifen muss? Und inmitten von Gelb und Grün steht eine einzelne rote, wilde Tulpe mit gelb-grünen Blättern, die hat als Einzige an ihrem Platz ausgeharrt! Vom Vorgarten winken meine gelben Lieblingsfransentulpen herüber und bald wird die Mispel blühen, deren weiße Blüten aussehen wie Schmetterlinge. Vor mir am Teich badet ein kleiner Fink mit roter Haube, Molche schlängeln sich durch die Krebsscheren, aber wo ist dieses Jahr unser Grasfrosch, ich hoffe nicht, dass ihn mein roter Kater auf dem Gewissen hat! Bald blühen die ersten Rosen und die schönen lila Blütenbälle des Zierlauchs, die stolzen Schwertlilien, die bunten Türkenmohne …
Mein Garten, das ist der Ort, wo ich von der Natur lernen kann, wo ich meiner Seele stärke, wo ich glücklich bin.
Quellen: Niemeyer-Lüllwitz Adalbert: Arbeitsbuch Naturgarten. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1989
Diesen Beitrag entnahm ich aus dem Buch „Das Herz von Kärnten – Vom Steinbruch zur Naturgartenvision“ und wurde von der Autorin auch für dieses Blog freigegeben.
Am 04. August 2009 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Herzraum, Radiästhesie - Geomatie - Feng-Shui
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