Schutz – Erholung – Erziehung

Meine Wege zum Naturgarten, von Markus Kumpfmüller

In den 1980er Jahren habe ich auf der guten alten Alma mater viridis im Türkenschanzpark in Wien ganz normal und ordentlich Landschaftsplanung studiert. Naja, fast normal zumindest. Nach ein paar Jahren kreuzen Querdenker wie Bernd Lötsch, Werner Katzmann, Hermann Knoflacher in Wien, Karl-Heinz Hülbusch in Kassel, Fritz Witzany, Gerald Rettenegger und Wolfgang Heitzmann im Reichramiger Hintergebirge, Günter Schobesberger und Günther Pfaffenwimmer in Hainburg meinen Weg und stecken mich mit einem Virus an, von dem ich bis heute nicht geheilt bin. Sein Name: Movimentum protectionis mundi, besser bekannt als UMWELTBEWEGUNG.

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DI Markus Kumpfmüller
Landschaftsplaner, Vorstand des Naturgarten-Netzwerks, Steyr, Oberösterreich
Kontakt: Tulpengasse 8A, 4400 Steyr, Tel. +43 7252 77727-11 E-Mail: markus@kumpfmueller.at Web. www.kumpfmueller.at  , www.naturgarten-netzwerk.at

Blauäugig und unerfahren darf ich bald nach dem Studium am Aufbau des Instituts für Umweltbildung in Steyr mitarbeiten. Wie der Priester über die Ehe, predige ich in zahlreichen Seminaren und Praxiswerkstätten über den Naturgarten, darf auch ein paar kleine Gärten, Spielplätze und Schulgärten planen. Meine Propheten jener Zeit heißen Andi Winkler und Alex Oberholzer aus der Schweiz. Die Ergebnisse sind teilweise sensationell, teilweise katastrophal, manchmal auch nur mittelmäßig – je nachdem mit wie viel Verständnis und Engagement meine Auftraggeber und SchülerInnen meine in den Grundzügen vernünftigen, aber in der Umsetzbarkeit unausgegorenen Vorschläge weiterentwickeln.

Mit 35 beschließe ich: Es ist Zeit, erwachsen und seriös zu werden und „ordentliche“ Landschaftsplanung zu betreiben wie die meisten meiner KollegInnen auch. Unsere Urlaubsziele in diesen Jahren werden von Gartenschauen berühmten Park- und Gartenanlagen und – häufig kurzlebigen – Star-Gartenarchiteken bestimmt. Meine Experimente mit Design-Grundrissen, farbgestuften Staudenbeeten, exotischen Ziergehölzen überzeugen mich nicht. Ein Besuch im damaligen Mekka der modernen Gartenkunst, im Park La Villette in Paris, weckt in mir den Verdacht, dass entweder ich zu dumm bin oder die Star-Architekten nur Scharlatane. Neben Parks, Gärten und Spielplätzen bearbeite ich Projekte im Naturschutzbereich – Rückbau von Gewässern, Wiedervernässung von Mooren, Entwicklungskonzepte für Schutzgebiete.

Mit einem Auftrag der oö. Landesregierung zum Thema „Naturnahe Gewerbeflächen“ im Jahre 2004 finde ich zum Naturgarten zurück. Und bemerke, dass in der Zwischenzeit in Deutschland eine Gruppe von Leuten um den Biologen und Publizisten Reinhard Witt die Naturgarten-Idee zu einem marktfähigen Produkt weiterentwickelt hat. Mein eigener, 2000 Quadratmeter großer Garten, den ich seit 1995 betreue, hat mich in zahlreichen Experimenten viele Erfahrungen machen lassen, die ich nun in der neueren Naturgarten-Literatur und bei den alljährlichen Naturgarten-Tagen in Grünberg in Deutschland bestätigt finden.

Ich suche nun nach einer Synthese aus klassischer Gartengestaltung, naturgemäßer Land- und Forstwirtschaft und Landschaftsplanung mit den Erfordernissen, die der Natur- und Umweltschutz und die Gesellschaftswissenschaften vorgeben.

Nachhaltigkeit im Sinne einers langfristigen Ausgleichs der drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales ist von einem abstrakten Begriff zu einem Grundprinzip geworden, das ich bei meinen Planungen und in meiner Bildungsarbeit umsetzen möchte.

Fachtagung - Wege zur Natur im Siedlungsraum, Steyr November 2009, Podiumsdiskussinon mit Helge Steinleitner und Reinhard Witt Foto, Land OberösterreichIm Auftrag der Oö. Akademie für Umwelt und Natur des Landes Oberösterreich darf ich eine Reihe von Veranstaltungen konzipieren und leiten, Broschüren und Bücher verfassen, die unter dem Übertitel „Wege zur Natur im Siedlungsraum“ die Idee naturnaher Gestaltung und Pflege an die verschiedenen Zielgruppen wie Privatgartenbesitzer, Gemeindeverantwortliche, Schulen und Gewerbetreibende herantragen. Die Handbücher „Wege zur Natur im Garten“ und „Wege zur Natur in kommunalen Freiräumen“ sind beim Naturschutzbund Oberösterreich erhältlich.

In den letzten Jahren bin ich, ausgehend von Oberösterreich, Teil eines Netzwerks, das auf privatwirtschaftlicher und ehrenamtlicher Ebene daran arbeitet, naturnahen Freiräumen wieder die Bedeutung zu geben, die sie verdienen. Seit April 2010 ist das Naturgarten-Netzwerk ein österreichweiter Verein, dem Institutionen, Planer, Ausführungsbetriebe und Produzenten angehören, die alles anbieten, was für naturnahe Freiräume erforderlich ist. Nähere Informationen unter …

www.naturgarten-netzwerk.at

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