Die wundervolle Kärntner Landschaft ist nicht nur kostbarer Lebensraum, sondern auch Freiraum in welchem Kunst zu Hause ist. Der direkte Kontakt mit der Natur ermöglicht dem Menschen harmonische Interaktion mt allen Elementen und Lebenskräften, die auch unmittelbar spürbar sind.
Neuner Irmgard
Wohnt in Krumpendorf am Wörthersee. Urheberin des Kunst-„Drachenprojektes“ mit Schwerpunkt Wörthersee unter dem Titel „Die Transformation des Lindwurms zum Kärntner Glücksdrachen“.
Landschaftsphänomene in Verbindung mit der „menschlichen Intelligenz“ eröffnen ein großes Feld der Möglichkeiten und den Zugang zum reinen Potenzial des Seins. Kunst und Wahrheit ist für mich eins, nur das berührt dauerhaft, was wahrhaftig ist. Anhand des folgenden Kunstprojektes möchte ich dies näher erläutern.
Aus Liebe und Begeisterung zur Kärntner Landschaft und aus Interesse an der Regionalentwicklung entschloss ich mich, der offenen Einladung meiner Heimatgemeinde Krunpendorf zu folgen und am zweijährigen Prozess der Dorf- und Regionalentwicklung im Rahmen der Lokalen Agenda teilzunehmen. Im Jänner 2004 begann die „abenteuerliche Reise“, als ich das „Drachenprojekt“ erstmals auf den Tisch brachte.
Dieses Projekt besteht aus vielen verschiedenen multimedialen Interventionen im öffentlichen Raum und ist eine Imagewerbung für Kärnten mit dem Schwerpunkt Wörthersee, gemäß dem Schlagwort „Edutainment“. Entsprechend dem sich in den 1950er-Jahren vollzogenen, internationalen Paradigmenwechsel durch Symbolik erreicht. Das Projekt dient als Kooperatioinsmotor mit anderen Drachenpartnerstädten wie London, Hongkong, Warschau, Laibach sowie letztendlich mit der gesamten asiatischen Welt. In diesem Gesamtkunstwerk mit Lyrik, Komposition, Gesang und Ballett bzw. Modern Dance bilden die vier Jahreszeiten, die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente die Grundlage für die künstlerische Umsetzung. Der Wörthersee, markantestes Merkmal des Kärntner Zentralraums, ist vom Weltraum aus so deutlich zu erkennen wie die Chinesische Mauer. Als Badesee trägt der sanfte Zeuge der Eiszeit wesentlich zur hohen Lebensqualität unserer Region bei. Er verleiht der Landschaft Gefühlsqualität und ist ein regelrechter „Star“ und der Mittelpunkt des Projektes.
Der See, jene samaragdfarbene, blautürkise Wasserschlange, die sich vor einer traumhaften Gebirgskulisse in die sanfte Hügellandschaft schmiegt, wird in der Sprache der Mythologie als Drache bezeichnet. Als solcher begegnet er uns in Form des bekanntesten Wahrzeichens Kärntens, den „Linswurm“.
Sowohl Mensch als auch Landschaft weisen mehrdimensionale Qualitäten auf. Es kommt zu einem ständigen wechselseitigen Austausch und dies drückt sich in den kulturellen Aktivitäten der Bewohner eines Lebensraumes aus: in den Sagen um Wahrzeichen wie dem Lindwurm, in der modernen Kunst sowie dem Brauchtum und der Liebe zum Gesang.
Ich hatte Glück und fand für das Drachenprojekt großartige Kärntner Frauen, die sich schon seit langer Zeit sehr intensiv und erfolgreich mit dem Drachenthema beschäftigen. Zum Beispiel Anna Rubin, eine international bekannte Flugdrachen-Künstlerin oder die Geomantin Dagmar Kalb, die ein Buch über die „Wörtherseedrachin“ verfasst hat.
Darüber hinaus konnte ich Werner Überbacher gewinnen, für die Kunst im freien Raum an den Drachenkraftorten zu filmen, die von Dagmar Kalb seit jahren geomantisch erforscht werden und uns zu den Wurzeln vorkeltischer Kultur, in die früheste Besiedelungszeit des Keutschacher Seentales, zurückführen.
Drehorte waren Ludmannsdorf (Rupertiberg „Razava“ und Saligensitze. In der Nähe des Drau-Flusses beim Begegnungs- und Glücksfelsen „Srecša pecš), weiters in Reifnitz, Maria Wörth, Pörtschach, Sternberg, maria Loretto bei Klagenfurt und Stein im Jauntal.
Es vollzog sich ein modernes Märchen, ein fanatisches Schauspiel als Anna Rubins Kunst-Drachen den Himmel eroberten, darin federleicht tanzten und flogen, für Sekundensequenzen einen freien Raum in Kärnten eröffneten.
Innovation findet in unseren Köpfen statt. Wir bringen ein steinernes Symbol zum Tanzen, zum Fliegen und zum Singen. Wir nehmen auch Herkules mit in die Wolken, denn Freude und Leichtigkeit kann nach all den tristen jahrhunderten niemandem schaden. Das Herkulessyndrom zu überwinden, das mittelalterliche Weltbild, welches von Polarität, Angst und Unterdrückung geprägt ist, ganz einfach hinter uns zu lassen, ist ein hochgestecktes Ziel, an die Sterne festgebunden. Es vollzieht sich die „Transformation vom Lindwurm zum Kärntner Glücksdrachen“. Glücksdrachen sind Geschöpfe unbändiger Freude, so leicht wie eine Sommerwolke, sie schwimmen in den Lüften des Himmels wie Fische im Wasser, das Wunderbarste an ihnen ist aber ihr Gesang, der an den goldenen Klang einer Glocke erinert.
Naturgärten können Freiräume sein, um das Herz zu öffnen, damit die Kunst im freien Raum in unser tiefstes Inneres einzieht.
Ich wünsche mir für alle Künstler, dass sie in Kärnten einen freien Raum vorfinden, wo sie schöpferisch tätig sein können und nach dem Leitsatz des Drachenprojektes „Auf Altbewährtes aufbauen und Visionäres, Freies entfalten können“.
Diesen Beitrag entnahm ich aus dem Buch „Das Herz von Kärnten – Vom Steinbruch zur Naturgartenvision“ und wurde von der Autorin auch für dieses Blog freigegeben.
Am 14. November 2009 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Kunst
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