Das Phänomen des Träumens hat den Menschen immer schon fasziniert. Im Schlaf vieles zu erleben, was im Wachzustand nicht möglich, nicht erlaubt oder gefährlich ist, und was sich im Wachzustand nie zutrauen würde, ist seit jeher Inhalt von Sagen, Märchen, Erzählungen und Überlieferungengewesen.
Mandl Peter, Ass.-Prof. Mag. Dr.
Geb. 1957. Studium der Geographie und der Mathematik in Klagenfurt, Gastprofessor in bonn (1993/94, Geographische Informationssysteme und Fernerkundung) und Münster (1999/200, Geoinformatik), Assistenzprofessor für Geographische Modellierung und Geosimulation am Institut für Geographie und Regionalforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Kärnten und der Universität Salzburg. Forschungsgebiete: Goegrahische Informationssysteme und Geodaten Infrastrukturen, 3D-Visualisierung, Modellierung und Geosimulation in Studien zur Landnutzungsveränderung und in der Regionalplanung Räumliche Wissensmodellierung mit Ontologien.
Kontakt: Institut für Geographie und Regionalforschung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Universitätsstraße 64-67, 9020 Klagenfurt. Tel. 04g3/2700-3216, peter.mandl@uni-klu.ac.at
Auch heute noch erzielen Bücher und daraus abgeleitete Filme, Videospiel und Hörbücher mit fantastischen und traumhaften Inhalten Rekordumsätze. Stellvertretend für alle anderen seien „Harry Potter“, „Der Herr der Ringe“ und „Der goldene Kompass“ genannt.
Das Träumen scheint offenbar sehr begehrt zu sein, ist aber in natürlicher Weise an das Schlafen gebunden und damit für die meisten Menschen nur schwer steuerbar. Daher hat sich die Menschheit schon sehr lange bemüht, die positiven Wirkungen des Träumens künstlich zu erzeugen und erlebbar zu machen. Dazu war sie sehr kreativ.
Man kann Geschichten erfinden, Theater spielen, berauschende Mittel konsumieren, Extremsport betreiben und vieles mehr. Heute sind es vor allem die modernen Medien, die einen guten bis perfekten Traumersatz liefern.
Was also können solche modernen Medien zum Thema „Naturgarten im Steinbruch und sein Erleben“ beitragen.?
Der Naturgarten im Steinbruch spricht alle Sinne an. Da wird der Sehsinn durch schöne Bilder und Erlebnisabläufe bedient. Geräusche, (Klang) Klänge oder auch die Ruhe schaffen ein akustisches Raumerlebnis. Man kann in den Raum gehen, die Dinge angreifen, erfühlen, die Wärme spüren und mit dem gesamten Körper in die Natur eintauchen. Die vielen Gerüche können uns verzaubern, und wenn es auch noch Geschmackseindrücke gibt, ist das gesamterlebnis vollkommen.
Lassen sich solche Erlebnisse mit modernen Medien nachbilden oder vielleicht sogar zu einer Traumwelt verdichten?
Am Beginn des 21. Jahrhunderts stehen uns für solche Zwecke vor allem zwei elektronische multimediale Medien, die meist auch noch miteinander vernetzt sind, zur Verfügung. Da gibt es erstens den Rundfunk und vor allem das Fernsehn, die heute meist schon interaktiv – durch telefonische Rückkopplung oder über die MHP (Multimedia Home Plattform) – genutzt werden. Hier können Klänge und bewegte Bilder in Echtzeit zur Traumvermittlung eingesetzt werden. Diese Medien lassen sich auch offline durch aufgezeichnete Inhalte bedienen.
Das zweite Universalmedium ist der Computer. Dieser kann zwar auch als Betrachtungsgerät für Fernsehinhalte verwendet werden, hat aber durch die Möglichkeit, Computersimulationen, Spiele und viele andere Applikationsprogramme anzubieten, ein unendlich erweitertes Angebot an Traumersatzfunktionen. Kommunikation zwischen Computern findet heute in pefekter Form über das Internet statt.
Die Handytechnologien können durchaus als vernetzte Computer angesehen werden, wenn auch hierbei die Illusion noch nicht vollständig ist. Natürlich wachsen die beiden Basismedien immer enger zusammen, weil Fernsehen ohne Computerunterstützung und der Computer ohne Übertragungs- und Anzeigetechnik nicht mehr denkbar sind. Was bieten nun diese beiden Basismedien zur Schaffung von Traumwelten an?
Zuerst muss die Welt des Steinbruchs durch ein medienfähiges Modell abgebildet werden. Dazu eignen sich grundsätzlich, ohne große Vorbereitungen, die neuen internetbasierten Geomedien, das GeoWeb. Alle Objekte an der Erdoberfläche können über Lagekoordinaten verortet werden. So sind die geografischen Koordinaten des Steinbruchs etwa 46 Grad 35 Minuten 28 Sekunden nördlicher Breite und 14 Grad 9 Minuten 35 Sekunden östlicher Länge (WGS84). Mit diesen Angaben (46 35 28 N 14 09 35 E ins Suchfester eingeben) findet man den steinbruch in Google Maps, Google Earth oder auch im digitalen Kärnten Atlas leicht wieder.
Diese neuen Geomedien bieten aber nciht nur die Möglichkeit, Orte schnell auf Luftbildern zu finden und in 3D darzustellen, sondern auch die Erschaffung eigener Themen und Objekte, die man allen Internetbenutzern zur Verfügung stellen kann. Solche Inhalte werden als „Unser Generated Content“ bezeihnet, und die Art solcher Daten mit anderen zu kombinieren heißt „Mash-Up“.
Die dreidimensionale Repräsentation des Steinbruchs im Goeweg wäre leicht möglich und erlaubt ein interaktives Durchwandern der der Steinbruchlandschaft. Wird dazu noch akustische Information oder Musikuntermalung angeboten, sind durch diese Traumsimulation im Internet der Seh- und Gehörsinn gleichermaßen gut angesprochen.
Wenn man weitere virtuelle Aktivitäten im Steinbruch setzen will, muss man zu Computersimulation, Computerspielen oder „Künstlichen Welten“ wechseln. Computerspiele sind jedem auf Spielkonsolen, PC, Gameboys oder am Handy bekannt. Neuere Entwicklungen sind virtuelle Welten, die von vielen Spielern über das Internet bedient und gestaltet werden können. Die bekannteste Welt ist „Second Life„, eine virtuelle Welt, die seit 2003 online verfügbar ist und inzwischen mehrere Millionen Nutzer weltweit aufweist.
Als Benutzer schlüpft man in die Gestalt einer Traumfigur (Avatar) und agiert in einer traumhaften oder der Wirklichkeit nachempfundenen Landschaft. Viele Lebensbereiche wie Firmen, Städte, Sportveranstaltungen, Handel, Vergnügungen etc. werden in Second Life angeboten und man kann in diese virtuelle Welt eintauchen, sich dort lange Zeit aufhalten und sogar damit und davon leben.
Auch im diesem Medium wäre es möglich, eine Integration des Steinbruchs durchzuführen und ihm damit für Besucher aus der ganzen Welt zugänglich und erlebbar zu machen. Der Aufwand dafür ist zwar sicherlich etwas größer als eine Integration im GeoWeb, aber trotzdem leicht möglich. Als weitere Traumaktivitäten in dieser Welt kämen, neben dem Sehen und Hören wie in GeoWeb oder Second Life, noch die direkte Interaktion mit anderen Menschen und damit auch die Emotionalisierung und Ökonomisierung der Traumwelt hinzu. Aufzeichnungen der Aktivitäten können ebenfalls gemacht werden, und damit ist die Schaffung einer künstlichen Historie bzw. eines gemeinsamen Gedächtnisses möglich.
Abschließend sind noch kurz die Möglichkeiten der wissenschaftlichen computersimulation anzusprechen. Solche Computersimulationen bieten die Möglichkeiten, viele Themanbereiche der Welt im Computer nachzubilden. Da kann man das Wachstum der Pflanzen oder die Verwitterung der Landschaft abbilden und veranschaulichen. Mit hohem technischen Aufwand kann man sich in CAVEs , in völlig künstlichen Räumen bewegen und beliebige Computersimulationen erleben, was bisher nur in bestimmten Anwendungsbereichen wie Flugsimulatoren möglich war. In den letzen Jahren ist es sogar gelungen, künstliche Gerüche und Geschmackssynthesen herzustellen. soche Traumwelten sind mit erheblichen Kosten verbunden, außer man erlebt sie in großen Vergnügungsparks oder wissenschaftlichen Einrichtungen.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Schaffung und der Konsum von Traumwelten heute schon sehr leicht und kostengünstig oder sogar gratis möglich sind. Die dafür geeigneten Medien sind das GeoWeb oder virtuelle Welten. Die Integration von Naturgärten zu Anschauungszwecken in solchen Traumwelten ist leicht möglich und sollte im Fall des Steinbruchs unbedingt umgesetzt werden. Dadurch würde das Projekt weiter verbreitet und viele virtuelle Nutzungsmöglichkeiten könnten erprobt uns zur Diskussion gestellt werden.
Diesen Beitrag entnahm ich aus dem Buch „Das Herz von Kärnten – Vom Steinbruch zur Naturgartenvision“ und wurde vom Autor auch für dieses Blog freigegeben.
Am 12. Januar 2010 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Dorf und Stadt, Energethik, Marke, die - der Entwicklungsweg, Tourismus, Wirtschaft
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