Sehr geehrter Herr Mag. Kaiser, Danke dass Sie für mich Zeit haben.
Ihr Unternehmen ist auf Tourismuswirtschaft spezialisiert und steht für nachhaltige und ganzheitliche Betreuung. In diesem Zusammenhang eine Kurzvorstellung bitte?
Unser Unternehmen gibt es nun mehr 10 Jahre. Meine Partnerin Mag. Christine Siegel-Kaiser und ich verfügen über eine mehr als 20-jährige Erfahrung in der Betreuung von touristischen Betreiben und Regionen in ganz Österreich und Südtirol. Ich selbst durfte in meinem beruflichen Werdegang auch 3 Jahre lang den „Verband der biologischen Landwirtschaft“ mit 1.500 Biobauern in Kärnten (Bio-Austria-Kärnten) als Geschäftsführer begleiten und konnte dabei unmittelbaren Einblick in die konkrete Anwendung einer „nachhaltigen Wirtschaftsweise“ gewinnen.
In unserer Beraterpraxis haben wir uns in den letzten Jahren intensiv mit der Entwicklung von natur-touristischen Produkten beschäftigt, die auch den Anforderungen von „Nachhaltigkeit“ gerecht werden. So sind wir unter anderem seit mehreren Jahren für die touristische Entwicklung in der Nationalpark-Region Hohe Tauern Kärnten und für die Naturparke Weissensee und Dobratsch tätig und betreuen auch das Projekt „Naturerlebnis Kärnten“ – einen Zusammenschluss von 7 Schutzgebieten Kärntens (Nationalparke, Naturparke, Ramsar-Gebiete), den Tourismusorganisationen und der Kärnten Werbung.
Kennen gelernt haben wir uns 2004 bei der Ernennung des Keutschacher See-Tales als Ramsar-Gebiet und damit die Aufnahme in die Liste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung. Ihre Aufgabe war die Konzeption mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen zur Entwicklung der regionalwirtschaftlichen Aspekte mit dem Schwerpunkt Tourismus zu erarbeiten.
Wie sehen Sie generell den Lebensraum Wasser?
Wasser hat im Tourismus insgesamt eine große emotionale Anziehungskraft und hat gerade für Kärnten eine große Bedeutung. Es ist eines der touristischen Kern-Produkte und stellt das zentrale Motiv für einen Urlaub in Kärnten dar („alpine Seen-/Wasserlandschaft“). Wasser muss dabei auf unterschiedlichste Weise erlebbar gemacht werden. So ist die Entwicklung von „inszenierten Badehäusern“ an den Kärntner Seen eines der zentralen Leitprojekte für den Kärntner Tourismus. Auch das „Erlebbar machen“ der Wasserfälle als Naturschauspiele, wie es im „Tal der stürzenden Wasser“ im Maltatal passiert, sind konkrete Ansatzpunkte.
Als eine „sanfte Erlebnisform“ geht es aber darum, den Menschen die Besonderheiten der Wasser-Lebensräume näher zu bringen, sie also in eine „andere Welt zu verführen“. Hier sind die Ramsar-Schutzgebiete in Kärnten (Feuchtgebiete, die in die Ramsar-Konvention aufgenommen wurden und einen internationalen Schutz geniessen), wie das Keutschacher Seental oder das Hörfeldmoor besonders interessant. Es gilt, den Lebensraum von Feuchtflächen mit ihrem einzigartigen Artenreichtum für Besucher aufzubereiten. Sie sind besondere Orte, „Natur-Oasen“ mit besonderer Ausstrahlung.
Aktuell erarbeiten Sie an einem sehr interessanten Projekt „Naturerlebnis Kärnten-Aufbau und Begleitung der Zusammenarbeit zwischen Naturschutzräumen (Nationalparks, Naturparke…), touristischen Organisationen sowie der Kärnten Werbung zur Entwicklung des Angebotes und Vermarktung des Themas „Naturerlebnis/Nachhaltiger Tourismus Kärnten“ im Rahmen des Interreg IVC-Projektes PRESERVE.
Wie wichtig sind diese Naturschutzräume National- und Naturpark für Kärnten?
Natur-Schutzräume haben gerade in den letzten Jahren eine wichtige Bedeutung im Tourismus erhalten. In einer Zeit, in der ein Großteil der Gesellschaft in Städten lebt, in der die Menschen im Beruf aber auch im Privatbereich „übertechnisiert“ sind und der Kontakt zur „Natur“ zunehmend verloren geht, gewinnt Natur an Bedeutung und wird ein unschätzbares Gut.
Ein zentrales Motiv für einen Kärnten-Urlaub ist die hohe Naturqualität, die besondere Kraft die von unserer einzigartigen Naturlandschaft mit der Berge-/Seen-Kombination ausgeht („ein gefährlich schönes Land “ Zitat Bischof Egon Kapellari).
Die „Schutzgebiete als „prädikatisierte Naturräume“ haben dabei einen hohen Stellenwert. Sie weisen das höchste Qualitätsniveau auf und sind „besondere Orte“ mit einzigartigem Charakter. Das macht sie „begehrenswert“, erfordert aber auch eine sanfte, nachhaltige Nutzung.
Touristische Produkte im Zusammenhang mit „Schutzräumen“ müssen daher besonderen Anforderungen gerecht werden. Die Gäste erwarten sich besonders kompetente Führungen, besonders ökologisch ausgerichtete Unterkünfte, ein besonders authentisches Kulinarium und die alles in einem stimmigen Gesamtprogramm. „Naturerlebnis Kärnten“ versucht genau dies als kärntenweites Top-Produkt zu entwickeln und in die Auslage zu stellen.
Ich beschäftige mich mit dem Thema Naturgarten und eine meiner Aufgaben ist es ein, offenes Zugehen zu diesem Thema „Kleinräume“ zu schaffen. Naturgarten wird immer mehr Trend, hat viele Erklärungen.
Was verstehen Sie unter Naturgarten?
Gärten sind für mich Orte, die einen intensiven Kontakt, eine Auseinandersetzung mit Natur ermöglichen. Sie wirken für sich zugleich „beruhigend und anregend“, ermöglichen je nach Stimmungslage ein „ruhiges Verweilen“ oder „aktives Tun“, sie sind Orte der Entschleunigung und schöpferischen Kraft und werden von dem Hintergrund der oben erwähnten gesellschaftlichen Entwicklung (Urbanisierung, Technisierung, Beschleunigung) zunehmend als „heilende Lebensräume“ wahrgenommen.
Für die Bedeutung von Gärten im freizeittouristischen Sinn gilt es aus meiner Sicht zu hinterfragen, ob und welche kulturelle Tradition mit den Gärten verbunden ist, im welchen historischen Kontext sie stehen. So sind die französischen Barockgärten oder die englischen Landschaftgärten gesellschaftlich und kulturell verankert und haben ob ihrer Größe und auch Geschichte auch eine besondere Ausstrahlung.
In der bäuerlichen Alpin-Kultur Kärntens sind Gärten vor allem als Bauern-/Kräutergärten von Bedeutung – hier gibt es noch einen riesigen Schatz im Zusammenhang mit der Entwicklung eines eigenständigen Alpen-Adria-Kulinariums zu heben. Als „Naturgärten“ im weiteren Sinn sehe ich auch Almen, die aus der bäuerlichen Notwendigkeit heraus kultiviert wurden und besonders reizvolle Landschafts- und Lebensräume darstellen.
Ich will damit sagen, dass bei der Entwicklung und Gestaltung von „Naturgärten“ der kulturelle Kontext, die regionale Besonderheit mitschwingen soll. Es gilt, authentische „Geschichten“ zu erzählen, die Besucher in einen „Raum“ zu verführen, in der einen Bezug zum Umfeld erkennbar ist. Eine rein „gärtnerische Gestaltung von Natur“, die überall realisiert werden kann, wäre mir aus touristischer Sicht zu wenig kraftvoll.
Mein Wunsch ist es, dass sich einmal Experten zu diesem Thema zusammenfinden und über „Grundsätze für die Errichtung von Naturgärten“ sprechen. Ein jedes Land hat seine Gärten so wie Regionen, Dörfer und Städte. „Kärntnerland – Naturgartenland“ die Vielfalt unseres Landes auch durch Gärten auszudrücken.
Würde das Ihnen gefallen?
Natürlich wäre es für die touristische Landschaft Kärntens eine Stärkung, wenn durch gut aufbereitete „Naturgärten“, die den oben beschriebenen Anforderungen (authentisch auf die regionalen Besonderheiten Bezug nehmend) entsprechend, die Besonderheiten Kärntens als alpiner Raum in einzigartiger Weise transportiert werden könnte.
Eine Zusammenarbeit von „Experten“ aus den unterschiedlichsten Bereichen, die gemeinsam Grundsätze und Zielsetzungen von „Naturgärten“ definieren, halte ich dabei auch für sinnvoll. Damit kann und soll auch eine Lobby für dieses Thema aufgebaut werden.
Ich wünsche Ihnen bei Ihrer wichtigen Arbeit, das Thema „Naturgärten“ in Kärnten weiterzutreiben weiterhin viel Kraft und Erfolg!
Danke für das Gespräch
Am 03. Februar 2011 von Albert
Kategorie: Dorf und Stadt, Forschung - Vielfalt - Biodiversität, Interview, NaturWassergarten, Stil - Lebensstil, Tourismus, Wirtschaft
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