Gartenarchitektur stellt eine Beziehung zwischen den Drinnen und Draußen her, zwischen architektonischen Elementen und Bildern der Natur. Für den Betrachter ergibt dieses Bild eine gemeinsame und in sich geschlossene Harmonie. Ein Garten ist dabei zusätzlicher Lebensraum, buchstäblich ein verlängertes Wohnzimmer. Dabei soll der Garten die Persönlichkeit derer widerspiegeln, die ihn nützem. Die Benützer schaffen sich so eine natürliche Oase als Ausgleich zu ihrem Alltag. Naturgärten werden dadurch zu wertvollen Lebensräumen. Garten ist Veränderung. Nur Veränderung ist von Dauer und schafft Gestalltungsmöglichkeiten (Frühjahr und Herbst, Licht und Schatten).
Lobmeyer-Hohenleiten Alexandra, DI
Geb. 1959. Studium an der Universität für Bodenkultur, Baukoordinationsprüfung ZT-Forum, Teilnahme an einschlägigen EU Projekten, Internationale Gartenplanungs- und Gestaltungsprojekte sowie Parkanlagen im öffentlichen und privaten Bereich seit 1999.
Standortgerechte und heimische Pflanzen sind Grundlagen eines pflegeleichten Gartens und tragen zum Naturschutz bei. Das Rückgrat eines Gartens sind Bäume und Sträucher. Sie gliedern den Raum und schaffen Orte, machen Jahreszeiten erlebbar, zaubern Stimmungen durch das Spiel von Licht und Schatten. Duftende, farbenprächtige Stauden setzen Akzente. für jeden Standort, ob schattig, halbschattig oder sonnig gibt es geeignete Arten und Sorten. Stauden harmonisieren mit Gräsern oder lassen sich gut mit Rosen kombinieren. Wildblumen sind meist robuste Standortkünstler und manchmal, gegenüber den handelsüblichen Sorten, durch geringere Ansprüche an Boden und Pflegebedarf im Vorteil.
Bei Landschaftsgärten bedient man sich methodisch des Mittels der Bildinszenierung, wie sie im 18. Jahrhundert vom englischen Landschaftskünstler „Capability“ Brown entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um eine Bestandsanalyse von bestimmten, vordefinierten Standpunkten aus, die zu „View Poits“ werden. View Poits sind vergleichbar mit Theaterkulissen, die sich dem Betrachter von einer vordefinierten Blickrichtung aus erschließen sollen. Jeder Standort für sich müsste so beleuchtet werden, um die Kriterien der „Inszenierten Landschaft“ sowie dem Aspekt der „Geborgten Landschaft“ (Einbeziehung der natürlichen Umgebung) zu entsprechen.
„Grenzenlose Gärten“ die keinen sichtbaren Übergang zwischen Landschaft und Garten haben, können z.B. durch geschnittene Hainbuchenkörper den Garten optisch abgrenzen, der Garten selbst geht nahtlos in die Umgebung über. An einer Grundstücksgrenze stehen die Hecken dichter, um die benachtbarte Parzelle abzuschirmen. Im Frühjahr und im Herbst setzt eine Blumenwiese mit Narzissen, Pfingstrosen und Herbstzeitlosen blühende Akzente. Kräuterrassen (mit einer artenreichen, flachwachsenden Pflanzenvielfalt) laden zum Spazieren oder Ausruhen zwischen den Hecken ein.
So entstehen, zweidimensionale Bilder, die durch die Bewegung zu dreidimensionalen Räumen werden. Bilder in die man hineingehen kann und die sich dem Betrachter durch angedeutete Wegverläufe bzw. Aufenthaltsbereiche erschließen.
Harmonische Gartengestaltung bedeutet, dass zeitgenössische Architektur sich genauso wie die Anlage eines Gartens an der Umgebung und der Kulturlandschaft ringsherum orientieren. Materialien wie Feld- oder Flusssteine, Granitplatten etc. aus der Umgebung kommen zum Einsatz. Solitärbäume, Alleen, Ha-Has trennen den Garten von den umliegenden Feldern. Eine unsichtbare Grenze, die einen nahtlosen Übergang in die Landschaft zulässt. Rechteckige Teppiche aus Wildblumen stellen die Verbindung her, etwas zu den wogenden Gersten- und Weizenfeldern der Umgebung. Die Blüte der Wildblumenmischungen erreicht im Juli ihren Höhepunkt. Im Oktober werden die Wiesen geschnitten. Das Mähgut hinterlässt im Winter abstrakte Kompositionen aus Linien und Rechtecken unter dem Schnee („Landart“).
Bei kleinen Gärten bietet sich das gestalterische Mittel der optischen Täuschung an. Um ein Gefühl der Weite zu vermitteln, bedarf es lediglich einer freien Sichtachse auf ein markantes Objekt am anderen Ende des Gartens. Solche Objekte können Solitärsträucher (Dirndlstrauch, Hartriegel usw.), Bäume, eine Sitzgelegenheit, Rankbögen, Obelisken, Natursteinstatuen, Brunnen, Metallskulpturen oder sogar Vogeltränken sein.
Über die bescheidene Größe eines Gartens kann man auch erfolgreich hinwegtäuschen, wenn der Betrachter nicht gleich alle Geheimnisse, die das kleine Gartenidyll zu bieten hat, ergründen kann. Durch eine räumliche Unterteilung erzielt man bereits viele interessante, effektvolle und anregende Ergebnisse. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Sichtachse durch den Garten hindurch erhalten bleibt.
Bei Villengärten besteht der Garten formal aus Strukturen, die vom Haus ausgehend in die Tiefe des Gartens greifen. dort verzahnen sie sich mit der bestehenden Substanz, insbesondere dem alten Baumbestand. Die Materialien sind mit dem Haus abgestimmt, im Garten aber bewusst strukturierter und alterungsfähig verwendet. Holz wird grau verwittern, an Betonflächen werden sich Moose und Farne ansiedeln. Der Pool aus Sichtbeton gibt dem Wasser den blaugrauen Ton von Gebirgsbächen. Ökologisch wertvoll wird ein Garten, wenn er eine große Vielfalt an verschiedenen heimischen Pflanzen beherbergt, welche eine Reihe von tierischen Bewohnern anziehen.
Im Mittelpunkt der Inszenierung des Künstlergartens stehen Artefakte, scheinbar unnütze Elemente aus Stahl und Beton, verteilt im Zierrasen vor der grünen Kulisse aus alten Bäumen und Sträuchern. Manche kennzeichnen einen imaginären „secret garden“, einen Ort, den niemand betreten darf und der meist im hinteren Gartenbereich gelegen ist.
Ein rostrot gestrichenes Geländer korrespondiert mit einer quadratischen Scheibe aus rotem Beton; sandgestrahlter, dunkelgrauer beton findet Verwendung für einen monolithischen Sitzplatz am Wasser, anthrazitfarbener Ortbeton für Wege und Plätze rund ums Haus. Zusätzlich stehen Pflanzen im Mittelpunkt: Altbestände von Pappel, Eschen und Weiden, bewachsen von Moos und Efeu, ein rotes Rosenspalier am Haus sowie ein Hain aus weißen Magnolien und Zierahorn im Zentrum des Gartens. Eine hohe, feinblättrige Buchshecke kann die Grenze des grünen Idylls markieren. Dem spontan auftretenden Wildwuchs im Garten sollte ein Plätzchen eingeräumt werden. Veilchen, Gundelrebe, Löwenzahn und Co. können das Auge ebenso erfreuen. Die Brennessel ist gleich für mehrere heimische Schmetterlinge eine unverzichtbare Raupenfutterpflanze, beispielsweise für das Tagpfauenauge und den Kleinen Fuchs.
Gerade Wildstauden sind besonders für eine wenig pflegeaufwendige Bepflanzung geeignet, denn Wildpflanzen sind der natürliche Bewuchs einer Landschaft. Sie haben sich über lange Zeit an die Bedingungen ihres Standortes angepasst.
Stadtbewohner können sich durch einen Dachgarten ein Stück privates Grün schaffen. Dieser kann z.B aus zwei Bereichen, einem Kiesgarten und einer großen Holzterrasse, bestehen. Aus dem Holzstück ragt der Hausbaum und zeichnet filigrane Schatten auf die Struktur des Holzes. Die Bepflanzung orientiert sich am Typus eines Steppengartens, für den Trockenheit und Hitze charakteristisch sind und der keine pflegende Hand benötigt. Stauden, die vom Frühjahr bis zum Herbst abwechselnd blühen, bringen Farbakzente, Ziergräser (Gras) wiegen im Wind. Lavendel, Thymian und Salbei sorgen für wohlige Gerühe. Kletterpflanzen am Zaun schirmen auch den Kiesgarten vor eventuellen Nachbarn ab.
Ein anderes Beispiel wäre ein „atmosphärischer Grünraum als erweitertes Wohnzimmer“, wo mit Hilfe von unterschiedlichen hoch geschnittenen Heckenformationen (Eibe, Kirsch-Lorbeer und Buchsbaum) mehrere Terrassenräume entwickelt werden. Weiße Rosen und weißer Lavendel bieten eine stabile Farbstruktur, Gräser und Frühjahrsblüher lockern den Pflanzenrahmen auf.
Über mehrere Ebenen können sich Gärten in Hanglage erstrecken, die über Treppen miteinander verbunden sind. Jene sanften Geländeformationen und Terrassierungen, die in Form von „Landschaftslinsen“ in den Garten fließen. Der angrenzende Baumbestand bestimmt den Charakter des Gartens. Die Bepflanzung ist vom Typus her an eine „Waldrandsituation“ angelehnt.
Beim Therapiegarten ist das Ziel, einen Freiraum zu schaffen, der von den Bewohnern nicht als „Übungsgelände“ wahrgenommen wird, sondern als attraktiver Gartenraum. Gartentherapeutische Einrichtungen, wie Hochbeete, Übungstreppen und Rampen unterschiedlicher Neigung bestimmen den funktionalen HIntergrund des Gartenhofes. Die Bepflanzung und die wechselnde Blütenflor bestimmen das visuelle Erscheinungsbild und die Atmosphäre. Zentrale Elemente sind immergrüne Pflanzkörper in Kombination mit Blattschmuckstauden.
Diesen Beitrag entnahm ich aus dem Buch „Das Herz von Kärnten – Vom Steinbruch zur Naturgartenvision“ und wurde vom der Autorin auch für dieses Blog freigegeben.
Am 04. August 2009 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Forschung - Vielfalt - Biodiversität, Wirtschaft
;-)))
:-),:-)
Oh, das wäre auch mein Traumberuf gewesen! Bei der Gartenarchitektur hätte ich mich mit meinem Faible für Natgursteine austoben können… Schön wenigstens darüber zu lesen.
sehr schön… 🙂
Sehr geehrte Frau Diplom Ingenieur ,
ich würde sie gerne vor unserer Hochzeit in unserem Garten einsetzen , da wäre einiges zu tun !