Ab wann ist ein Naturgarten ein Naturgarten?
Um sich einer Beantwortung anzunähern, braucht es die dazugehörende Entwicklungsgeschichte und ein System, wie es DI Dr. Gräfin Jana Revedin in ihrem Buch „Gärten in Kärnten – Historische Gartenbilder (Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 1996)“ in hervorragender Weise verdeutlicht:
„Der Garten, Rückkehr zum verlorenen Paradis, Aufbruch aus den Irrtümern der Zivilisation in der ersehnten Einklang mit der Natur. Diese Sammlung Kärntner Gärten-, Kloster-, Schloss-, Bürger- und Bauerngarten, möchte den Reichtum an historischer Substanz aufzeigen und gleichzeitig Anreiz sien für jeden heutigen Gartenliebhaber, nach bewährten Mustern neu zu gestalten. Ein Garten, das Fleckchen Erde, das ihm zur Heimat wird.“
Es wäre ideal, wenn sich jemand finden würde, der auch die Geschichte des Naturgartens ebenso klar formulieren und mit Feingefühl beschreiben könnte.
Ja, und dieser „jemand“ ist Herr Bert Beitmann aus Herford (D). Im Teil I. Einst waren sie die bedeutesten seiner Künste, Kapitel 56. Naturgarten (Bio-Garten, Ökogarten, alternative Garten, Wildgarten, wildes „Grün“, Spontannatur), sicherlich das Beste was ich bis „dato“ Übersichtlich über Naturgarten gelesen habe.
Seine Feder, die Art wie Herr Beitmann schreibt ist wahrlich Universell. Ich zitiere;
„Während die Architektur ihre Kunstwerke in Räume hineinstellt, ist die Gartenkunst die Disziplin, die erst die Räume dafür schafft. Sie ist die Raumkunst schlechthin….Nie hat es eine saubere Abgrenzung gegeben, was Gartenkunst überhaupt ist. In früheren Zeiten zählte man alles zu ihr, was keinen Nutzgartencharakter besaß. Später sprach man dann lieber von Kulturdenkmälern, Gartendenkmälern, historischen Gärten oder Gartenerbe. Dadurch wurde man unangreifbar. Doch hinterließ dies immer ein unbefriedigendes Gefühl….Landschaftgärten erfordern ein eigenes Auge, wenn sie dem Betrachter nicht langweilig erscheinen sollen. Hinter der besonderen Anordnung der Bäume, der Blickschneisen und der Ausblicke verbirgt sich eine besondere ästhetische Sehweise, die in früheren Zeiten die gesamte bildenden Kunst beherrscht hat….So wie wir auch heute bestimmte Bilder „sehen“ lernen müssen, gilt dies auch für die Stile der Gartenkunst. Für das Sehen eines modernen Gartenstils fehlt uns ein brauchbares Orientierungskonzept, um sie als Kunst, als einen kulturellen Wert unserer Zeit überhaupt sehen zu können….Jede kunstgeschichtliche Betrachtung ist das Ergebnis eines Blickwinkels, vorbereitet und begrenzt durch die Filter der Kultur aus der der Betrachtende kommt. Das Problem der heutigen Gartenkunst in Deutschland ist, dass sie in der Bevölkerung als Kunstdiziplin weitgehend aus derem Bewusstein geraten ist. In einer Welt, in der sie keine Orientierungskriterien mehr besitz, versucht sie sich gar nicht erst hineinzubegehen, bzw. leugnet deren Existenz. Es ist eine Katastrophe, dass auch der gärtnerische Berufsstand hier nicht weiter sieht. Die Mehrzahl der Bevölkerung kennt einen Garten nur als eine öffentliche Grünanlage oder als Hausgarten.“
Am 24. Oktober 2009 von Albert
Kategorie: Geschichte, Kunst, Marke, die - der Entwicklungsweg
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