Vor einiger Zeit wurde ich von Herrn Spitzer gebeten, meine Gedanken zum Thema Naturgarten und Bienen in Worte zu fassen.
Ich muss eingestehen, dass ich bis vor einigen Jahren zu keinem von beiden eine richtige Beziehung hatte. Die Natur war mir zwar zuvor schon immer sehr wichtig, doch habe ich sie als vorhandene Tatsache gesehen und mir über die Vorgänge, die sich in ihr abspielen, keine große Gedanken gemacht. Doch das hat sich nun grundlegend geändert.
Gärtner Sabine
geb. 1972, seit 1997 als VS-Lehrerin tätig
2005 Beginn der Imkerei, 2010 Ablegung der Bienenwirtschaftsfacharbeiterprüfung
Adresse: Raunach, Panoramaweg 6, 9081 Reifnitz Tel. 0650/90 81 123
Vor einigen Jahren kam ich ganz unerwartet in den Besitz eines Bienenvolkes. Ohne jegliche Vorkenntnisse begann ich mit der Imkerei und muss sagen, dass mich der Umgang mit den Bienen immer mehr faszinierte. Mit dieser Tätigkeit erwuchs in mir auch ein anderes Naturbewusstsein. Zuvor waren Bienen für mich lediglich die Lieferanten von Honig, über ihre eigentliche Aufgabe machte ich mir keine Gedanken. Doch das war ein großer Irrtum meinerseits.
Ohne die Bienen, die seit Millionen von Jahren in verschiedenen Arten existieren, wären viele Pflanzen nicht existent. Die Natur würde in ihrer Vielfalt, so wie wir sie heute kennen, nicht vorhanden sein. Durch ihre Bestäubungstätigkeit leisten die Bienen einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der pflanzlichen Vielfalt.
Die Hauptaufgabe der Honigbienen liegt nämlich nicht in der Erzeugung des Honig. Sie dient dem Menschen in erster Linie als Bestäuber der Pflanzen. Bienen übertragen beim Blütenbesuch, den Pollen von Blüte zur Blüte und erledigen damit sozusagen den „Sex“ für die Blüten.
Da Bienen blütenstet sind, das heißt sie fliegen bei einem Ausflüg immer nur Blüten der selben Art an, ist garantiert, dass der Pollen richtig verteilt wird. Nur dadurch ist es möglich, dass sich Samen und Früchte bilden und somit der Fortbestand der Pflanzen gesichert ist.
Natürlich sind Bienen nicht die einzigen Bestäuber. Auch andere Insekten sowie der Wind leisten ihren Beitrag. Aber keine anderen Bestäuber sind si wirkungsvoll. Rund 90% der Blütenpflanzen sind insektenbestäubt, 10% übernimmt der Wind. Von den 90% der Insektenbestäubung erledigen 80% die Bienen.
Eine einzige Arbeitsbiene macht ungefähr 40 Ausflüge pro Tag und besucht dabei ca. 100 Blüten. Also kann sie ca. 4000 Blüten pro Tage bestäuben. Ein Bienenvolk besitzt einige 1000 Flugbienen, die diese Tätigkeit erledigen. Daraus ergeben sich einige Millionen Blütenbesuche pro Volk und Tag. Wenn man sich diese Zahlen durch den Kopf gehen lässt, wird rasch klar, was Bienen leisten. Darum sind sie meiner Meinung nach zur Erhaltung unserer Natur unbedingt notwendig und schützenswert.
Leider hat auch die Imkerei mit vielen Problemen zu kämpfen, wie zum Beispiel das Fehlen des Imkernachwuchses, die Vermischung unserer heimischen Charnicabiene mit anderen Fremdrassen und vieles mehr. Wie in vielen anderen Bereichen wird auch hier vieles Bodenständige, das über Jahrhunderte hinweg tadellos funktionierte durch die Profitgier des Menschen zerstört. Wenn die Menschen ihre Fehler erkennen, ist es leider oft schon zu spät, um sie wieder rückgängig zu machen.
Projekte wie die Naturgärten und ähnliches sind ein guter Weg um die Menschen mehr für ihre Umwelt zu sensibilisieren. Es geht darum, die Natur als Ruhepol und auch als Kraftquelle für den Alltag zu erfahren. Das kann nur gelingen, wenn möglichst viele Menschen bereit sind, an dieser Sache mitzuarbeiten.
Es gibt in unserem Land genügend Orte, die als Naturgärten dienen könnten. Hier wird der Natur ihr Lauf gelassen und somit kann sie ihre Kraft nach außen tragen. Es liegt nur an uns diese Kräfte zu erspüren und für uns zu nutzen. Die Natur hat so viel zu bieten. Wir müssen nur lernen, es auch anzunehmen. Die Fähigkeit dazu haben viele Menschen im Laufe der Zeit leider gänzlich verloren.
Am 14. August 2010 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Dorf und Stadt, Forschung - Vielfalt - Biodiversität
Diesen Beitrag kommentieren ...