Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft lud, unterstützt durch die Österreichischen Nationalbank, zu einem interessanten Nachmittagsseminar unter dem Titel „Wirtschaft & Ethik“ vorgetragen von Herrn Mag. Werner Sattlegger, ein.
Kernaussage; „Jede Krise ist auch eine Vertrauenskrise und ohne Verantwortung des Einzelnen nicht zu bewältigen“. Während des Vortrages erinnerte ich mich an eine alte Geschichte.
Es war im Mai. Am nächsten Tag sollte Fritz mit seiner Klasse in die Öbstgärten gehen, um Maikäfer einzusammeln. Die Maikäfer sind ja recht liebe Tierchen. Aber sie können großen Schaden anrichten, denn sie haben großen Appetit.
Das alles wusste Fritz. Aber er freute sich gar nicht auf den kommenden Tag. Er hatte keine Lust, durch das taunasse Gras zu kriechen, sich immer zu bücken und die Käfer aufzuklauben. Außerdem wäre an diesen Tag Heimatkunde, Zeichnen und Turnen gewesen. Diese schönen Stunden fielen nun aus.
Fritz erzählte das seinem Vater und sagte dann: „Muss ich überhaupt dabei sein? Wenn ich nun krank wäre? Auf einen kommt es doch nicht an“!
Das hätte er nicht sagen dürfen. Über das Gesicht des Vaters ging es wie ein Wetterleuchten. Seine Augen blitzten. So hatte der Bub ihn selten gesehen. Fritz drehte sich nach der Mutter um, aber auch ihr Gesicht war ernst und zeigte kein Lächeln.
Fritz merkte, dass der Vater sich sehr zusammennahm, als er nun ruhig sagte: „So, so, den jungen Herrn freut es nicht! Aber vielleicht verstehst du es wirklich noch nicht besser. Ja, glaubst du, dass wir alle immer nur das machen können, was uns gerade freut? Glaubst du, dass es immer ein Vergnügen ist, in der Fabrik zu arbeiten, oder dass die Mutter nur aus Freude am Herd steht, deinen Hosen flickt und deine Strümpfe stopft? Wenn alle Menschen nur das täten, was sie gerade freut – bub, du hättest kein Frühstück, du hättest nichts anzuziehen, kein Bett, kein Dach über den Kopf, nihcts hättest du! Ich wollte übrigens auf unserem Grundstück einen Kaninchenstall bauen. Aber du wirst nur dann füttern, wenn es dich freut. Sollen die armen Tiere verhungern? Da werden wir es besser bleibenlassen.“
Fritz hörte schweigend zu. Nach einer Weile führ der Vater fort: Auf dich kommt es nicht an, meinst du. Merk dir: Auf jeden kommt es an! Stell dir vor, in unserem Haus bräche ein Feuer aus. Aber jeder Feuerwehrmann denkt sich: Auf mich kommt es ja nicht an. Der eine schneidet Holu, der andere gräbt den Garten um, wieder einer liest ein Buch weiter. Aber unser Haus, Fritz? – Uns so ist es immer und überall im Leben. Auf jeden einzelnen kommt es an. Wir leben nicht für uns allein. Wir brauchen die anderen, die Gemeinschaft. Aber die Gemeinschaft braucht auch uns. Und jeder einzelne muss so leben und handeln, als ob es auf ihn allein ankäme. Ich hoffe, dass du mich verstanden hast!“
„Nun lass es wieder gut sein, Vater“, sprach die Mutter und strich dem Buben über den Schopf, „ich weiß, Fritz wird morgen bei der Käfersuche sehr eifrig sein. „Fritz nickte stumm. Dann sagte die Mutter: „Aber der Vater hat recht. Ich weiß da ein Sprüchlein. Das sag dir immer vor, wenn du eine Arbeit zu verrichten hast, die dich nicht freut. Es lautet:
Ob großer Mann, ob kleiner Mann,
es kommt auf jeden an.
Versteck dich nicht und drück dich nicht,
tu immer deine Pflicht!“
Quelle: Schulbuch „Das Gute Wort“ 1964, Seite 70
Am 18. November 2009 von Albert
Kategorie: Geschichte, Grün - Rot - Blau, Herzraum, Keutschach am See, Schule
Hallo!
Dies ist eine schöne Geschichte, Erinnerung, eine pädagogisch Sinnvolle. Würden mehr Menschen der Meinung sein, dass es auf jeden Einzeln ankommt, wäre manches besser in unserer Gesellschaft.
Wir mussten als Kinder von der Schule aus Kartoffelkäfer klauben. Am Bauernhof mussten wir von „klein auf“ mithelfen.
Gruss schlagloch.
Und das Zusammenarbeiten ob Maikäfer, vor allem aber das Kartoffel klauben, hat auch oft viel Spaß gemacht.
…wenn diese Haltung alle Kinder mit auf ihren Lebensweg bekommen würden, dann würde die Welt um vieles besser aussehen!!!