Viele Heilkräuter können ihre wohltätigen Wirkungen nur entfalten, wenn sie direkt am natürlichen Standort gesammelt werden. Dazu zählen zum Beispiel die Arnika oder die Waldbeere.
Es gibt also Heilpflanzen, die wir in ihrer natürlichen Umgebung aufsuchen müssen und es gibt solche, die erst durch die Kunst des Menschen zu Heilpflanzen werden.
Mag. pharm. Alba Steinlechner
Als komplementärmedizinische Pharmazeutin ernte und verarbeite ich für die Herstellung der Produkte meiner manufaktur MANDORLA sowohl Pflanzen von natürlichen Standorten als auch aus dem hauseigenen Garten. Ich bin dankbar für die Vielfalt und Tiefe des Erlebens, die mir dieser Umgang mit der Natur ermöglicht.
Adresse: Zyklamenweg 1, A 9601 Arnoldstein, Tel: +43/4255/3907, Mobil: +43/699 109 186 52 Email: manufaktur@mandorla.at Webseite: www.mandorla.at
Mit dem Begriff „Naturgarten“ verbindet sich für mich der Wunsch, dass auch Menschen mit naturfernen Berufen und Tagesabläufen einen Erlebnisraum besuchen können, in dem sich die reiche Welt der Pflanzen, Tiere und Mineralien aussprechen kann.
Die Arnika wächst nur auf höher gelegenen Lichtungen und Almen. Sie benötigt einen quarzhaltigen Untergrund, also Urgestein oder Quarzeinschübe im Kalkgestein. Verlässt man bei einer Wanderung in den Bergen den schützenden Wald und betritt eine lichtdurchflutete Wiese, Weide oder Lichtung, so trifft man oft auf die würzig-kräftige Arnika.
Die Arnika benötigt also sowohl von oben her Klarheit – in Form von lichter und klarer Bergluft – als auch von unten, was durch die Tatsache zum Ausdruck kommt, dass diese kräftig-würzige Pflanze nur auf Quarz (Bergkristall) wächst.
Arnika hat ernorme regenerative und ordnende Fähigkeiten und ist äußerst vielseitig einsetzbar. Die Kraft der Arnika ist so stark, dass man sie im Rahmen der Selbstmedikation von außen nur verdünnt verwenden sollte. In potenzierter Form als D4 oder D6 kann Arnika bei stumpfen Verletzungen sowie nach kleineren Operationen oder Zahnbehandlungen auch eingenommen werden. Weiteres über Arnika können Sie unter folgenden Link nachlesen.
Eine weitere Pflanze, die die Atmosphäre des Waldrandes und des natürlichen Standortes benötigt, ist die Walderdbeere. Der Waldrand, der Übergang von dunkler, molliger Wärme zu lichtvollem Freiraum ist die Umgebung, in der die Walderdbeere ihr unnachahmliches Aroma entwickelt. Wobei die Walderdbeere weniger die glasklaren, bergkristallenen Höhen sucht und auch in den Tälern zu finden ist, aber einen starken Bezug zum kräftigenden Eisen hat.
Baut man die Erdbeere im reichen Gartenboden an, verliert sie sofort ihre Heilkraft. Die Walderdbeere, die als Heilmittel leider in Vergessenheit geraten ist, ist noch immer eines der wichtigsten Mittel zur Stärkung der Lebenskräfte nach Kräften zehrenden Erkrankungen, bei Eisenarmut oder für Frühlingskuren.
Neben Pflanzen, die eine naturbelassene Umgebung benötigen, um ihr Potenzial voll zu entfalten, gibt es solche, die zwar wild wachsen, aber stets die Nähe des Menschen suchen. Dazu gehören unter vielen anderen das Schöllkraut und der Holunder.
Das Schöllkraut – ein Mohngewächs mit gelbem Milchsaft – wächst liebend gerne an Zäunen und Mauern. Schöllkraut ist eine sehr vielseitig einsetzbare Heilpflanze, sollte aber durch die leichte Giftigkeit nicht als Tee, sondern nur in standardisierten oder potenzierten Präparaten innerlich verwendet werden.
Eine Anwendung des Schöllkrautes kann jedoch auch in die Hausapotheke Einzug halten durch das tägliche Betupfen von Warzen mit dem frischen Frühlingssaft des Schöllkrautes. Insbesondere Warzen auf den Fußsohlen (Dornwarzen) verschwinden mit dem gelben Milchsaft in kurzer Zeit.
Der schwarze Holunder wächst, im Gegensatz zum roten Holunder oder zum Zwergholunder (Attich), ebenfalls nur in der Nähe von menschlichen Siedlungen oder direkt am Gehöft. Der kultischen Bedeutung hatte der Holunder – anders als seine wilden Verwandten – eine wichtige Bedeutung als universelles Heilmittel. Alle Teile, Rinde, Blatt, Blüte und Früchte wurden verwendet. Weiteres zum Holunder finden sie unter folgendem Link.
Als dritte Gruppe gibt es Pflanzen, die nur durch menschliche Kunst zu Heilpflanzen werden.
Als ein typisches Beispiel dafür ist die Schwester der Arnika – die Ringelblume – anzusehen. Die wilde Ringelblume, eine mediterrane Pflanze, bildet am Boden liegende Rosetten. Die heilkräftige Ringelblume dagegen wehrt sich stets gegen die Schwere und richtet sich auf. Dadurch lässt sich unter anderem ihre Heilkraft bei Absterbendem, Verwesendem erklären: Ringelblume ist, von außen angewandt, ein wunderbares Heilmittel bei eiternden, schlecht heilenden Wunden, als möglichst heißes Fußbad verwendet hilft die Ringelblume bei Fußpilz (danach Trockenföhnen und mit einer Zimtpulver-Honig-Mischung über Nacht bestreichen) oder – innerlich getrunken – bei Verdauungsproblemen.
Näheres zur Ringelblume können Sie hier nachlesen.
Eine weitere Pflanze, die eng mit dem Menschsein zusammenhängt, ist die Sommerlinde. Im Gegensatz zur Winterlinde bildet die Sommerlinde nie Wälder, sondern begleitet das menschliche Gemeinschaftsleben von der Geburt bis zum Tod, wie man unter folgendem Link nachlesen kann.
Ein Naturgarten aber könnte verschiedene Heilpflanzen beherbergen, er könnte unterschiedliche Heilpflanzen den jeweils notwendigen Entfaltungsraum bieten:
– einen unberührten, natürlichen Standort, an dem sich echte Wildkräuter entfalten können,
– ein Übergangsgebiet, das Pflanzen suchen, die die menschliche Nähe brauchen, aber dennoch wild wachsen und schließlich
– ein Anbaugebiet, wenn auch nur in Form eines kleinen Beetes, in dem sich Pflanzen wohl fühlen, die die pflegende Hand des Menschen zu ihrem Gedeihen benötigen.
Wildnis und Kultur könnten so ein wunderbares, erholsames und auch lehrreiches Nebeneinander erfahren.
Am 20. Februar 2011 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Dorf und Stadt, Forschung - Vielfalt - Biodiversität
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