Naturgarten. Ein Wort, das uns eigentlich ja ganz „normal“ vorkommt – oder doch nicht? Ist es nicht logisch, dass sich im Garten Natur befindet? Warum also diese Betonung auf die Natur? Sicherlich irgendein Werbe-Gag, der sich gut vermarkten lässt. Oder doch nicht? Nein. Denn ein Naturgarten ist etwas ganz anderes. Und irgendwie auch wieder nicht.
Nina Tamara Schön
Ich übersetze freiberuflich englische, italienische und deutsche Texte in alle Richtungen und biete bei deutschen Texten stilsichere Lektorate. Ich liebe meinen Job, welcher meine Berufung ist, meinen Partner , Pferde und das Mittelalter.
Mein persönliches Fazit: Ich bekomme einen Naturbalkon (weil der Garten gerade nicht da ist) und ich bin froh, das Wort „Unkraut“ schon vor einigen Jahren aus meinem Vokabular gestrichen zu haben, denn nichts wächst ohne Sinn!
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Ich möchte gerne meine Eindrücke, die ich heute erfahren durfte, etwas näher beschreiben. Ich war mehr als nur gespannt, was das „Herz von Kärnten“ mir bieten würde – nach all den Jahren, die ich Albert Spitzer, den ich hauptsächlich als „meinen“ Hufschmied kenne und in denen ich seinen Berichten über das „Baby“, dieses Projekt Naturgarten und das „Herz von Kärnten“ folgen durfte, konnte ich mein bis heute leeres Versprechen, mir das einmal anzusehen, endlich erfüllen. Und solange meine Impressionen noch frisch sind, mache ich mich nun einmal ans Werk, um aus der Sicht einer Wort-Jongleurin (vulgo Übersetzerin und Lektorin) diese neue und doch vertraute Welt zu beschreiben.
Als erstes möchte ich beschreiben, was das Wort „Naturgarten“ selbst in mir ausgelöst hat, als ich begann, mich mit dem Thema ein wenig auseinanderzusetzen, aber den heutigen Ausflug noch nicht zu meinen Erfahrungen zählen zu konnte. Eines war für mich logisch: Diese Betonung auf dem Wörtchen „Natur“ konnte nur bedeuten, dass hier für die Gestaltung des entsprechenden Gartens kein Gärtner vonnöten ist, der mit dem Rasenmäher daherkommt, mit der Nagelschere das Gras auf den Nanometer zurecht stutzt und jede Polle im Landeanflug vernichtet, da es sich hierbei ja nur um „Unkraut“ handeln kann, das in einem gepflegten (überpflegten?) Garten alles andere als gern gesehen ist. Ganz im Gegenteil, in mir tat sich die romantische Vorstellung einer kunterbunten Blumenwiese auf, die ganz von alleine gewachsen ist, von Menschenhand unberührt, hier und da ein Baum oder ein junger Spross eines Baumes – also eigentlich das, was es heute schon fast gar nicht mehr gibt, weil der Mensch ja überall die Kontrolle an sich reißen muss.
Gleichzeitig dachte ich mir „Naja, ganz so kann es ja auch nicht sein“ – aus einem ganz simplen Grund: Das Wort „Garten“ heißt für mich, dass da Menschen ihre Finger im Spiel haben. (Nach meinem ganz eigenen Verständnis hieße der gänzlich unberührte Ort dann entweder einfach „Wildnis“ oder „Naturraum“)
Nachdem ich aber wohl trotzdem noch genug Romantik mein Eigen nenne, versuche ich die beiden Worte in einen Topf zu schmeißen, werfe noch eine Prise Kräuterwissen dazu und komme auf ein Konzept, das mir immer noch herrlich natürlich erscheint: Man lasse die Natur einfach einmal schalten und walten, wie sie es eben für gut hält, greift jedoch (leicht) regulierend ein, damit der Garten auch noch betretbar bleibt und nicht gänzlich zuwäschst – nicht zuletzt auch deswegen, weil ich mir gleich überlegt habe, ob dieses Konzept nicht auch für den häuslichen Vorgarten oder den Balkonbesitzer in Frage kommen könnte und ich dann doch denke, dass der Siedlungsgarten doch noch begehbar sein sollte…Was für kleine Wunder man dafür findet, das sei Mutter Natur überlassen.
Mit diesen Gedanken kam ich also heute am späteren Vormittag bei strahlendem Sonnenschein auf dem Pferdehof der Familie Spitzer an, von wo aus die Entdeckungstour beginnen sollte – eine Entdeckungstour bei der es sich lohnt alle Sinne die man gerade zur Verfügung hat auf Empfang zu stellen. Und damit meine ich nicht nur „Augen auf“, um besser sehen zu können, sondern es lohnt sich, auch die Ohren zu spitzen, um den Wind zu lauschen, der durch die Bäume rauscht und die Nase auf Empfang zu stellen. Das wichtigste jedoch ist es, zu versuchen, auch mit dem Herzen wahrzunehmen – denn wenn man schon das Herz eines ganzen Landstriches erfahren darf, dann sollte man auch sein eigenes Herz öffnen – allein schon aus Respekt und Anerkennung der Natur gegenüber, die dem Menschen hier auf ihrer ganz eigenen Art und Weise zu spüren gibt, dass sie Erschafferin von vielerlei wundersamen Dingen ist.
Warum ich über diesen Ausflug schreibe? Weil mich dieser Ort fasziniert hat und weil er meinem bereits „vorgefertigten“ Konzept, das ich zum Thema Naturgarten hatte, sehr sehr nahe gekommen ist.
Ich war begeistert von der Artenvielfalt, die so ein kleiner, eingeschlossener versteckter Ort haben kann und kam mir wie in eine ganz andere Welt versetzt vor. Ich lauschte mit allen Sinnen und ich hatte das Gefühl, als würde der Ort selbst mir seine Geschichte erzählen wollen, als spräche er seine eigene Sprache. So war es auf einmal ganz selbstverständlich, dass die dunkle Ecke da hinten eher als Rückzugsgebiet für alles, was Beine hat, dient, der helle Platz auf der anderen Seite jedoch zum verweilen einlädt.
Und tatsächlich boten sich dort auch Felsbrocken als Sitzgelegenheiten an (fraglich ist nur, ob die Natur einem auch sagt „vorsicht, gleich gibt’s einen Steinschlag, weich mal aus!“). Gleichzeitig spricht natürlich auch die Artenvielfalt, die sich dadurch, dass hier die Natur allein ihre Finger im Spiel hatte, eine ganz klare Sprache: „Las mich nur machen, vertraue darauf, dass es gut ist!“). Da lebt eine Wildrose in harmonischer Symbiose mit ein paar Fichten, dort hinten ist ein Sumpfgebiet, das kaum 20 Schritte weiter in trockenen Boden übergeht – Platz genug für unzählige verschiedene Pflanzen!
Wer diese Vielfalt nicht als Bedrohung sieht, sondern als ein verlockendes Angebot, das einem die Natur selbst ins Ohr flüstert, der ist, so glaube ich, nahe daran, ihre Sprache zu lernen und zu verstehen – ein allgemeingültiges Wörterbuch gibt es wohl nicht, weil jeder es spürt.
Doch wer wirklich spürt, fängt mit dem Konzept Naturgarten ganz sicher etwas an – einerseits als Selbstexperiment (wie weit kann ich mich zurückhalten und die Kontrolle wieder zurückgeben?) als auch als „Garten-Experiment“ (Wie verstehe ich die Sprache der Natur? Wo möchte ich regulierend eingreifen? Was kann ich zulassen?)
Am 24. Mai 2011 von Albert
Kategorie: Autor(inn)enbeitrag, Geschichte, Herzraum
[…] Alexander und Detlef und vor allem Danke, liebe Nina (Nina Schön Textqualität http://www.weappu.com) Du warst der Leim, der diese Arbeit zusammengehalten hat. Du […]
[…] die vielen Tipps und den letzten Schliff. Vor allem aber Blumen über Blumen für Dich Nina Schön für Dein Lektorat. Ich weiß wie sehr Du oft verzweifelt warst und sicherlich hast Dich […]